Richtiges Paraphrasieren erklärt

Unsere Expertin erklärt, wie Sie indirekte Zitate richtig verwenden.

Diana | 14.03.2024 | Lesedauer 6 min

Paraphrasieren – spätestens, wenn man während seines Studiums eine Hausarbeit schreiben muss, läuft einem der Begriff „paraphrasieren“ über den Weg. Doch was versteht man eigentlich darunter? In diesem Beitrag erläutern wir Ihnen, was „paraphrasieren“ bedeutet und was es dabei zu beachten gibt.

Was heisst „paraphrasieren“?

Eine wissenschaftliche Arbeit ist normalerweise so aufgebaut, dass sie mit der Einleitung beginnt, danach folgt bei einer Literaturarbeit die Analyse der Literatur, bei einer empirischen Arbeit stellen Sie den Hintergrund Ihres Forschungsvorhabens vor und diskutieren am Ende die erhaltenen Ergebnisse mit denen anderer wissenschaftlicher Studien. Ein Fazit rundet sowohl die Literaturarbeit als auch die empirische Arbeit ab.


„Ich kenne nichts auf der Welt, das eine solche Macht hat, wie das Wort. Manchmal schreibe ich eines auf und sehe es an, bis es beginnt zu leuchten.“

Emily Dickinson


 

Um den Hintergrund und den aktuellen Forschungsstand darzulegen oder später die Ergebnisse zu diskutieren, benötigt man wissenschaftliche Studien, die von anderen Autor:innen verfasst wurden. Um den Inhalt dieser Studien wiederzugeben, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • das direkte Zitat
  • das indirekte Zitat

 

Direktes Zitat

Bei einem direkten Zitat geben Sie die Aussage der wissenschaftlichen Studie wortwörtlich wieder und setzen diese in Anführungszeichen. Wenn das direkte Zitat länger ist, rücken Sie es sogar im Text ein, wobei Sie dabei die Anführungszeichen weglassen.

Beispiele:

1) Direktes Zitat im Text:

„Diese Befunde deuten darauf hin, dass schon sehr junge Säuglinge grundsätzlich die gleichen Erwartungen über die Kontinuität verdeckter Objektbewegungen haben wie wir“ (Sodian, 2018, S. 415).

2) Direktes Zitat eingerückt:

Auch ohne je formellen Physikunterricht bekommen zu haben, besitzen wir alle physikalisches Wissen oder, besser gesagt, Intuitionen über physikalische Phänomene. Man stelle sich vor, wir wüssten nicht, dass Objekte wie Tische, Stühle und Bälle unabhängig von unseren eigenen Handlungen bestehen und fortdauern zu existieren, wenn wir sie nicht sehen können. (Sodian, 2018, S. 414)

 

Je nach Universität können verschiedene Vorgaben in Bezug auf direkte Zitate vorliegen. Manche Universitäten erlauben die Verwendung von direkten Zitaten, andere empfehlen die komplette Vermeidung derselben. Generell sollten Sie in Ihrer Arbeit sparsam mit direkten Zitaten umgehen und diese nur verwenden, wenn es unbedingt notwendig ist, den genauen Wortlaut wiederzugeben.

 

Paraphrase – Indirektes Zitat

Im Gegensatz zu einem direkten Zitat werden bei einem indirekten Zitat die Aussagen der Autor:innen nicht wortwörtlich übernommen, sondern Sie geben diese mit eigenen Worten wieder. Das bedeutet, Sie paraphrasieren. Dadurch entfallen die Anführungszeichen und der Text wird niemals eingerückt, sondern in Ihren Fliesstext integriert. Dabei haben Sie verschiedene Möglichkeiten in Bezug auf den Aufbau.

Wichtig ist jedoch, dass Sie immer die Quelle angeben, aus der Sie das Zitat entnommen haben.

Beispiele:

1) Indirektes Zitat mit Nennung der Quelle am Ende des Satzes:

Selbst bei jungen Säuglingen scheint dieselbe Annahme in Bezug auf die Konstanz der Bewegungen verdeckter Objekte vorzuliegen wie bei Erwachsenen (Sodian, 2018, S. 415).

2) Indirektes Zitat mit Nennung der Quelle zu Beginn des Satzes:

Laut Sodian (2018) scheint bereits bei jungen Säuglingen dieselbe Annahme in Bezug auf die Konstanz der Bewegungen verdeckter Objekte vorzuliegen wie bei Erwachsenen (S. 415).

3) Indirektes Zitat mit fliessender Nennung der Quelle:

Bereits bei jungen Säuglingen geht Sodian (2018) davon aus, dass bei diesen dieselbe Annahme in Bezug auf die Konstanz der Bewegungen verdeckter Objekte vorliegt wie bei Erwachsenen (S. 415).

 

Mithilfe indirekter Zitate haben Sie die Möglichkeit, nicht nur einen einzelnen Satz wiederzugeben, sondern können auch längere Textpassagen, umfassende Werke oder Theorien in kürzester Form veranschaulichen.

 


„Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser.“

Wolf Schneider


 

Richtig paraphrasieren

Was muss man beim Paraphrasieren beachten?

Wie oben bereits erwähnt, ist es wichtig, dass Sie die Quelle angeben, aus welcher Sie das indirekte Zitat übernommen haben. Wenn Sie das unterlassen, zählt dies als Plagiat und kann das Nichtbestehen Ihrer Arbeit bedeuten und im schlimmsten Fall sogar zu einer Exmatrikulation oder Anzeige führen.

Je nachdem, welchen Zitierstil Sie verwenden, müssen Sie bei indirekten Zitaten ein „vgl.“ vor die Quelle setzen. Allerdings wird das „vgl.“ nur im Fliesstext verwendet, nicht jedoch im Literaturverzeichnis.

Beispiel:

1) Zitation im Text:

Selbst bei jungen Säuglingen scheint dieselbe Annahme in Bezug auf die Konstanz der Bewegungen verdeckter Objekte vorzuliegen wie bei Erwachsenen (vgl. Sodian, 2018, S. 415).

2) Angabe der Quelle im Literaturverzeichnis (hier als Beispiel nach APA 7):

Sodian, B. (2018). Denken. In W. Schneider &  U. Lindenberger (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (8., überarb. Aufl., S. 395–422). Beltz.

 

Abgesehen davon gibt es ein paar inhaltliche Aspekte, die es zu beachten gilt:

  • Aussage und Sinn des Urtextes müssen erhalten bleiben.
  • Es darf nichts hinzugefügt werden, das nicht im Urtext steht.

Was bedeutet das genau? Sie dürfen hier nichts hinzufügen oder hineininterpretieren, was nicht im Urtext steht.

Beispiel:

Urtext: „Alle weissen Kühe wurden innerhalb von zwei Stunden gemolken.“

Richtige Paraphrase: Es dauerte zwei Stunden, bis alle weissen Kühe gemolken waren.

Falsche Paraphrase: Nur die weissen Kühe wurden innerhalb von zwei Stunden gemolken.

→ Sie wissen hier nicht sicher, ob die braunen Kühe nicht auch innerhalb von zwei Stunden gemolken wurden, aber nicht erwähnt wurden.

 


„Schreiben ist wie Reden, nur bleibt dabei mehr Zeit zum Denken.“

Eberhard Schuy


 

Indirekt zitieren

Wie erstellt man eine Paraphrase?

Durch das Paraphrasieren zeigen Sie, dass Sie den Inhalt der zitierten Quelle verstanden haben und Sie in der Lage sind, mithilfe eigener Formulierungen den Sinn wiederzugeben. Dies ist ein wichtiger Aspekt in Bezug auf Ihre Eigenleistung zu dem von Ihnen gewählten Thema der Arbeit.

Tipps zum richtigen Paraphrasieren

Um eine Paraphrase zu erstellen, also die Wiedergabe einer Aussage in eigenen Worten, können Sie folgende Tipps verinnerlichen:

  • Lesen Sie den Text mehrfach und verdeutlichen Sie sich den Inhalt.
  • Hilfreich ist es, sich die Kernaussagen zu notieren.
  • Nutzen Sie Synonyme.
  • Wechseln Sie die Form der Satzstruktur, also beispielsweise von passiv zu aktiv oder von der Verbform in die Nominalform.
  • Stellen Sie die Reihenfolge der einzelnen inhaltlichen Informationen im Text um.
  • Bilden Sie bei der Wiedergabe in eigenen Worten mehrere Sätze aus dem vorhandenen Urtext oder fassen Sie mehrere Sätze zu weniger Sätzen zusammen.
  • Überprüfen Sie am Ende den Urtext und Ihre Formulierung. Klingen die beiden Texte zu ähnlich, sollten Sie Ihre Paraphrase noch einmal überarbeiten.

 

Methode Beispiel
Synonyme verwenden Firma → Unternehmen

handeln → agieren

Passiv zu aktiv Passiv: Die Arbeit wird gerade verrichtet.

Aktiv: Die Mitarbeitenden arbeiten gerade.

Verbform zu Nominalform Verbform: Ich arbeite von Montag bis Freitag.

Nominalform: Meine Arbeitszeit ist von Montag bis Freitag.

Reihenfolge umstellen Bevor die Mitarbeitenden nach Hause gehen können, müssen sie sich an der Stempeluhr austragen.

 

Nachdem sie sich an der Stempeluhr ausgetragen haben, können die Mitarbeitenden nach Hause gehen.

Anzahl der Sätze variieren An meinem Arbeitsplatz verfüge ich über ein eigenes Büro, das im obersten Stockwerk liegt und in welchem ich die Möglichkeit habe, meine Meetings abzuhalten.

 

An meinem Arbeitsplatz habe ich ein eigenes Büro, welches im obersten Stockwerk liegt. Dort habe ich die Möglichkeit, meine Meetings abzuhalten.

 

Bei längeren Textabschnitten müssen Sie die Quelle nur einmal angeben und nicht hinter jedem Satz erwähnen, wenn klar ist, dass Sie sich auf dieselbe Quelle beziehen. Wenn Sie einen neuen Absatz beginnen, müssen Sie die Quelle erneut benennen. Ebenso geben Sie bei einem Wechsel der Quelle diese im Text an.

Um zu überprüfen, ob Sie richtig paraphrasiert und vor allem nicht vergessen haben, die entsprechenden Quellen anzugeben, können Sie eine Plagiatsprüfung durchführen. Diese zeigt Ihnen auf, wo Sie eventuell noch einmal an Ihrem Text feilen sollten.

 

Beispiele von Paraphrasen in verschiedenen Zitierstilen

Zitierstil Paraphrase
APA 7 (Sodian, 2018, S. 415)

Zu beachten: Bei indirekten Zitaten kann die Seitenzahl weggelassen werden.

Harvard (vgl. Sodian, 2018, S. 415)

(vgl. Sodian, 2018: 415)

Deutsche Zitierweise 1Vgl. Sodian, Beate: Denken, in: W. Schneider & U. Lindenberger (Hrsg.), Entwicklungspsychologie, 8., überarb. Aufl., Weinheim, Basel: Beltz 2018: S. 415.

 

Wenn es darum geht, eine genaue Definition, einen wichtigen Sachverhalt oder eine entscheidende Aussage wiederzugeben, dann empfiehlt es sich, ein direktes Zitat zu verwenden.

Beispiel: Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos. (Zitat von Albert Einstein)

Direktes Zitat versus Paraphrase

Vorteile des direkten Zitats:

  • Der genaue Wortlaut des Textes wird wiedergegeben.
  • Die Leser:innen bekommen ein Gefühl für den sprachlichen Stil der zitierten Person.

Vorteile des indirekten Zitats:

  • Signal, dass man den gelesenen Text verstanden und wiedergeben kann.
  • Wiedergabe eines fremden Textes im eigenen Sprachstil.

In den meisten Fällen ist es jedoch besser, zu paraphrasieren.

Begriffsklärung

Bedeutung Paraphrase

Der Begriff „Paraphrase“ stammt aus dem Griechischen, zusammengesetzt aus den Wörtern „para“ (neben, darüber hinaus) und „phrasis“ (Aussage, Redeweise). Ursprünglich bedeutet das Wort also so viel wie „neben der Aussage“ oder „darüber hinausgehende Aussage“.

Eine Paraphrase ist eine Umschreibung oder Wiedergabe eines Textes, einer Aussage oder eines Gedankens in eigenen Worten. Dabei geht es darum, den ursprünglichen Sinn und die zentralen Punkte des Originals zu erhalten, aber die Formulierung zu ändern, oft, um Klarheit zu schaffen, die Verständlichkeit zu verbessern oder den Inhalt an einen anderen Kontext anzupassen. Im Gegensatz zur direkten Zitation, bei der die originalen Worte übernommen werden, bietet die Paraphrase eine alternative Darstellungsweise, die dennoch die Essenz des Originals wiedergibt.

Im Laufe der Zeit hat sich die Nutzung und Bedeutung des Begriffs entwickelt. In der antiken Rhetorik war die Paraphrase ein wichtiges Mittel, um Texte zu erklären oder zu erweitern, indem man sie in eigenen Worten neu formulierte. Heute wird die Technik der Paraphrase in vielen Bereichen angewendet, beispielsweise im akademischen Schreiben, in der Lehre, in der juristischen Praxis und in der Literaturkritik, um nur einige zu nennen. Die Fähigkeit zu paraphrasieren ist besonders wertvoll, da sie kritisches Denken, Verständnis für den Textinhalt und die Fähigkeit, komplexe Ideen klar und verständlich auszudrücken, demonstriert.