Themendefinition und -begründung
Die Problemstellung sowie die Themendefinition und -begründung sind eng miteinander verflochten. Durch dieThemendefinition wird in gewisser Weise die Problemstellung auf den sprichwörtlichen Punkt gebracht. Zur Themendefinition gehört auch, die zu bearbeitende Thematik ein- und abzugrenzen. Die Eingrenzung bezieht sich darauf, dass der Untersuchungsgegenstand so konkret wie möglich beschrieben wird. Die Leser:innen sollen genau wissen, welche Themenaspekte behandelt werden und aus welchen Blickwinkeln der Untersuchungsgegenstand betrachtet wird. Bei der Abgrenzung der Thematik wird plausibel begründet, welche Themenaspekte nicht oder nur am Rande betrachtet werden.[1] In vielen Einleitungen wird dies mit der Formulierung „[…] würde den Rahmen der vorliegenden Masterarbeit sprengen“ begründet. In Abhängigkeit der betreffenden Thematik lassen sich auch Formulierungen bzw. Argumente finden, die eleganter sind und weniger abgedroschen klingen. So kann ggf. darauf verwiesen werden, dass eine vertiefte Analyse der ausgeklammerten Aspekte keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Forschungsfrage generieren würde (so dies denn der Fall ist).
Bei der Themenbegründung sollte die allgemeine wissenschaftliche oder öffentliche Relevanz – respektive ein bestehendes Forschungsdefizit – betont werden. In zahlreichen Einleitungen finden sich eher floskelhafte Formulierungen, wie z. B.: „Die Problematik wird innerhalb der wissenschaftlichen Forschung und der betrieblichen Praxis seit langer Zeit intensiv diskutiert.“[2] Idealerweise lässt sich noch konkreter darstellen, welcher theoretische und praktische Nutzen von einem Erkenntnisgewinn ausgeht. Zudem kann die Aktualität des Untersuchungsproblems betont werden, wobei es häufig auch bei älteren Themen möglich ist, eine Verbindung zu aktuellen Geschehnissen oder Beispielen herzustellen.[3]
Bei Masterarbeiten ist es teilweise gewünscht oder sogar vorgegeben, dass neben der allgemeinen Themenbegründung noch ein persönlicher Bezug zur Thematik ausgeführt wird. Dies kann auch in einem separaten Einleitungsabschnitt, das beispielsweise den Titel „Persönliche Motivation“ trägt, umgesetzt werden. Das Aufzeigen eines persönlichen Bezugs kann vor allem dazu dienen, dass die Autor:innen auf persönliche Erfahrungen oder Kompetenzen verweisen. Dies kann aufseiten der Leser:innen zu einem verbesserten Verständnis beitragen. Besonders wichtig ist der Verweis auf die persönliche Involviertheit, wenn die Autor:innen ihre eigene berufliche Tätigkeit in der Masterarbeit darstellen. Bei berufsbegleitenden Studiengängen ist dies bekanntlich häufig der Fall.
Zielsetzung, Forschungsfragen und Forschungsmethodik
Die Zielsetzungen, die im Rahmen von Masterarbeiten verfolgt werden, können unterschiedlicher Natur sein: explorativ, deskriptiv, kausal, normativ und prognostisch. Wenn die Zielsetzung einer dieser Kategorien entspricht, wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es sich um eine wissenschaftlich sinnvolle und realistische Zielsetzung handelt. Eine explorative Zielsetzung bedeutet, dass die Masterarbeit auf die Entdeckung von Phänomen ausgerichtet ist. Eine deskriptive Zielsetzung meint, dass die Arbeit darauf abzielt, Sachverhalte so detailliert wie möglich zu beschreiben. Bei einer kausalen Zielsetzung wird vermerkt, dass Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zwischen Variablen aufgedeckt werden sollen. Kennzeichnend für eine normative Zielsetzung ist, dass Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen entwickelt werden, mit denen Probleme gelöst bzw. Sachverhalte optimiert werden können. Die prognostische Zielsetzung beinhaltet, dass zukünftige Ereignisse und Entwicklungen prognostiziert werden.[4]
Eng verbunden mit der Zielsetzung ist die Formulierung einer oder mehrerer Forschungsfragen. Im Gegensatz zu Bachelorarbeiten enthalten Masterarbeiten nicht nur eine zentrale Forschungsfrage, sondern zusätzlich auch Unterfragen.[5]
Die Forschungsfragen können ebenfalls einen explorativen, deskriptiven, kausalen, normativen und prognostischen Charakter einnehmen. Demnach ist es empfehlenswert, die Forschungsfragen so zu formulieren, dass sie einer Kategorie entsprechen und somit die Grundvoraussetzung für eine wissenschaftliche Fragestellung erfüllen.[6] Beispiele für die verschiedenen Arten von Forschungsfragen sind:
- Explorative Fragestellung: „Welche Faktoren wirken auf die Zufriedenheit der Onlinekund:innen?“
- Deskriptive Fragestellung: „Wie lässt sich die Zufriedenheit der Onlinekund:innen messen?“
- Kausal-explikative Fragestellung: „Wie wirkt sich die Zufriedenheit der Kund:innen auf den Markterfolg von Unternehmen aus?“
- Normative Fragestellung: „Welche Marketinginstrumente eignen sich, um die Kund:innenbindung zu steigern?“
- Prognostische Fragestellung: „Wie wird sich die Marktstellung von Lebensmittellieferdiensten zukünftig gestalten?“[7]
Im Anschluss an die Forschungsfragen wird häufig die eingesetzte Forschungsmethodik (z. B. Literaturauswertung, quantitative Befragung, qualitative Inhaltsanalyse) beschrieben. Dabei kann auch begründet werden, welche Thematiken in welcher Reihenfolge behandelt werden. Wird innerhalb der Masterarbeit eine eigene empirische Studie durchgeführt, gibt es auch die Option, die Forschungsmethodik im Hauptteil bzw. im Empirie-Kapitel aufzuführen.[8]
[7] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 115-116.
[8] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 115-116.
Länge der Einleitung einer Masterarbeit
Die Länge der Einleitung sollte an der Länge der Gesamtarbeit ausgerichtet werden. Es gibt Masterarbeiten, die nur 30 Seiten umfassen, aber auch Masterarbeiten mit 100 Seiten. Als Faustformel wird oftmals genannt, dass die Einleitung zwischen fünf und zehn Prozent der Gesamtarbeit umfassen sollte. Bei einer 30-seitigen Masterarbeit ist somit ein Umfang von zwei bis drei Seiten angebracht. Bei einer 100-seitigen Arbeit sind auch fünf Prozent bzw. Seiten absolut ausreichend. Bei einer zu umfangreichen Einleitung besteht insbesondere die Gefahr, dass schon mit der wissenschaftlichen Analyse begonnen wird, die ja Bestandteil des Hauptteils ist.[9]
Zu vermeiden ist, dass das Thema bereits in der Einleitung allzu weitschweifend in den wissenschaftlichen oder historischen Kontext eingeordnet wird. Deswegen sollte eine Beschränkung auf diejenigen Informationen erfolgen, die für das weitere Verständnis der Thematik erforderlich sind. Allzu lange Einleitungen sind häufig auch dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Definitionen aneinandergereiht werden. Definitionen gehören üblicherweise an den Anfang des Hauptteils der Masterarbeit (meist Kapitel 2). Da in der Einleitung noch keine tiefergehende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Forschungsthematik erfolgt, ist es unüblich, dass Tabellen oder Abbildungen eingefügt werden. Als zulässig können lediglich eigens erstellte Übersichtsabbildungen angesehen werden, die das methodische Vorgehen oder die Zielsetzungen grafisch darstellen.[10]
[9] Vgl. Dettmann & Bense (2019), S. 4.
[10] Vgl. Schneider (2021), S. 21-23.
Zeitpunkt der Erstellung der Einleitung
Es ist empfehlenswert, die Einleitung erst zu erstellen bzw. fertigzustellen, wenn die Arbeit inhaltlich fertig ist. So kann sichergestellt werden, dass die Einleitung bestmöglich auf die inhaltliche Auseinandersetzung ausgerichtet ist. Beispielsweise kann beim Verfassen des Hauptteils der Fall eintreten, dass eine Forschungs- bzw. Unterfrage sehr detailliert untersucht wurde, wohingegen ein anderer Forschungsaspekt nur eher oberflächlich behandelt wurde. Wird die Einleitung erst am Schluss des Schreibprozesses verfasst, können derartige Prioritätenverschiebungen berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass das eigene thematische Wissen nach Vollendung des Hauptteils im Vergleich zu Bearbeitungsbeginn deutlich umfangreicher geworden ist. Die erworbene Themenkompetenz kann dazu beitragen, dass besonders präzise und prägnante Formulierungen für die Einleitung gefunden werden können.[11]
[11] Vgl. Voss (2016), S. 64-65.
[12] Vgl. Schneider (2021), S. 23.
[13] Vgl. Schneider (2021), S. 23.
[14] Vgl. Rettig (2017), S. 36.
[15] Vgl. Klewer (2016), S. 118.
[16] Vgl. Voss (2016), S. 131.
[17] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 116.
Masterarbeit Aufbau