Redaktion | 21.10.2022 | Lesedauer 6 min
Inhaltsverzeichnis

1  Eine Reflexion schreiben
1.1  Definition und Bedeutung
1.2  Ziele einer Reflexion
2  So wird eine Reflexion geschrieben
2.1  Formalia einer Reflexion
2.2  Besondere Formen der Reflexion
2.2.1  Die Reflexion im Fazit einer Abschlussarbeit
2.2.2  Die Reflexion im Rahmen eines Doktoratsstudiums
2.3  Vollständiger Reflexionsbericht – Leitfaden und Beispieltext
3  Häufig gestellte Fragen
3.1  Was bedeutet Reflexion?
3.2  Was beinhaltet eine Reflexion?
3.3  Wie wird eine Reflexion für ein Praktikum verfasst?
3.4  Wie wird eine kritische Reflexion geschrieben?
3.5  Wie wird eine Reflexion in der Pädagogik geschrieben?
3.6  Was beinhaltet eine Selbstreflexion?
Literaturverzeichnis

1 Eine Reflexion schreiben

Es gibt viele Beweggründe, eine Reflexion zu schreiben, sei es für ein Internship, für ein Seminar, ein Referat, eine Gruppenarbeit oder auch für ein anderes Unterrichtsmodell wie beispielsweise als Referendar:in, Pädagog:in, Schüler:in oder Student:in. Mitunter sind Reflexionen auch Element von umfangreicheren wissenschaftlichen Arbeiten. So werden sie unter anderem im Rahmen des Fazits als „Abschlussreflexion“ eingefordert.

Nachfolgend möchten wir folgende Fragen beantworten:

  • Was ist eine Reflexion?
  • Warum ist eine Reflexion beispielsweise über ein Seminar oder bei Praktikumsberichten wichtig?
  • Was sind die Ziele einer Reflexion?
  • Welche formellen Kriterien werden an eine Reflexion gestellt?
  • Wie wird eine Reflexion geschrieben, wie ist sie aufgebaut und was beinhaltet eine Reflexion?
  • Wie wird eine Reflexion über eine Gruppenarbeit verfasst? Wie sieht dazu eine mögliche Musterlösung aus?
  • Häufig gestellte Fragen: Was gilt zusammenfassend für eine gute Reflexionsarbeit?

1.1 Definition und Bedeutung

Das Wort Reflexion leitet sich aus dem Lateinischen re-flectere ab und bedeutet so viel wie zurückbeugen. Im übertragenen Sinn meint das, eine Position einzunehmen, die es einer Person ermöglicht, Dinge von einer anderen Perspektive aus zu betrachten.

Die Relevanz der Reflexion innerhalb von Lernprozessen nimmt in gegenwärtigen didaktisch-methodischen Überlegungen einen zunehmend hohen Stellenwert ein. Sich der persönlichen Lernfortschritte bewusst zu sein und diese kontinuierlich schriftlich zu verankern, bedeutet, selbst die Verantwortung für das Lernen zu übernehmen. Reflexion wird als Grundprämisse für die Kompetenzentwicklung angesehen (Reinmann, 2005) und stellt das Fundament für Autonomie im Lernprozess dar (Häcker, 2006).

1.2 Ziele einer Reflexion

Primäres Ziel einer Reflexion ist es, aus den gemachten Erfahrungen bzw. aus dem Erlebten zu lernen, also einen kritischen Blick zurück zu werfen. Im Zusammenhang mit einer Reflexion wird oftmals auch von einer gedanklichen Widerspiegelung gesprochen.

Dies kann entweder als

  • „gewöhnliche“ Reflexion für eine bestimmte Forschungsthematik,
  • für die persönliche Verhaltensweise, die sogenannte Selbstreflexion oder
  • gemeinsam mit anderen Personen als Gruppenreflexion erfolgen.

Je nach Schwerpunkt kann es unter anderem darum gehen, aus einem Fehlverhalten zu lernen bzw. sich dieses ins Bewusstsein zu rufen. Durch die eingehende Auseinandersetzung mit dem Erlebten soll die Person einen besseren Zugang zum eigenen Tun und Empfinden erhalten. Dadurch sollen zukünftige Fehler vermieden oder bessere Lösungswege gefunden werden. Das Potenzial des Reflektierens liegt zudem darin, mit falschen oder suboptimalen Verhaltensweisen von anderen Personen angemessen umzugehen.

Die Ziele einer Reflexion auf einen Blick:

  • Entwicklung einer lösungsorientierten Denk- und Handlungsweise
  • Angemessene Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen und Beweggründen
  • Herausbildung einer Selbsterkenntnis (Charakterzüge, Denkweisen, Haltungen)
  • Zugewinn an Kompetenz, um Situationen sowie Verhaltens- und Handlungsweisen kritisch zu hinterfragen, besser zu verstehen und zu akzeptieren

2 So wird eine Reflexion geschrieben

2.1 Formalia einer Reflexion

Im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten steht bei Reflexionen der:die Ersteller:in im Zentrum der Betrachtung. Der:die Ersteller:in soll seine:ihre eigenen Gefühle, Gedanken, Emotionen in konstruktiver Weise dokumentieren. In der Regel kommen Zwischenüberschriften zum Einsatz, um die jeweilige Quintessenz des Kapitels zu erfassen. Im Allgemeinen wird eine Reflexion im Präteritum oder im Perfekt verfasst, denn schlussendlich ist das, was dokumentiert wird, schon in der Vergangenheit geschehen. Möchte der:die Ersteller:in jedoch darüber berichten, wie etwas auf die Gegenwart einwirkt oder richtet der:die Ersteller:in einen Ausblick in die Zukunft, können auch Präsens oder Futur verwendet werden.

In der Regel ist ein Deckblatt vorgesehen, welches neben den persönlichen Kontaktdaten auch die Hochschule etc. enthält. Weiter sollte das Deckblatt auch beinhalten, in welchem Rahmen (Seminar, Vorlesung usw.) die Reflexion verfasst wird.

Hinweis

Bei Reflexionen in akademischen Abschlussarbeiten ist kein Deckblatt vorgesehen.

Zumeist gibt es keinen fix festgelegten Seitenumfang für eine Reflexion. Der:die Betreuer:in legt selbst fest, welchen Seitenumfang er:sie erwartet. Die allgemeinen Empfehlungen liegen jedoch meist zwischen vier und sechs Seiten, wobei Reflexionen bei umfassenderen Lernerfahrungen auch ausführlicher gestaltet werden können. Wie auch sonst üblich, sollte die Reflexion einer Arbeit in einer gängigen Schriftart (Arial, Times New Roman) und mit einem Schriftgrad zwischen 11 und 12 pt und einem 1,5-fachen Zeilenabstand erstellt werden.

2.2 Besondere Formen der Reflexion

2.2.1 Die Reflexion im Fazit einer Abschlussarbeit

Im Gegensatz zu einem eigenständigen Reflexionsbericht ist die Reflexion in einer wissenschaftlichen Arbeit nur ein Element des Fazits. Im Fazit einer Abschlussarbeit nimmt die Reflexion insbesondere Bezug darauf, konstruktive Kritik am erstellten Werk zu üben und den Mehrwert der Ergebnisse zu bewerten.

2.2.2 Die Reflexion im Rahmen eines Doktoratsstudiums

In Doktoratsstudien wird von den Studierenden oftmals eine Reflexion des bisherigen Bildungsgangs und der beruflichen Vita eingefordert. Das Ziel ist dabei, einen bestimmten Sachverhalt objektiv aus unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten, zu analysieren, Aussagen einander gegenüberzustellen, Vergleiche und Gemeinsamkeiten herzustellen sowie Differenzen herauszuarbeiten und kritisch zu hinterfragen.

Tabellarischer Lebenslauf

Im ersten Schritt wird hierbei ein tabellarischer Lebenslauf mit folgendem Aufbau erstellt:

  1. Bisheriger beruflicher Werdegang/Karriere mit dem Blickpunkt auf den Bildungsweg
  2. Berufliche Erfolge sowie Rückschläge und Konflikte innerhalb des bisherigen Werdegangs
  3. Ethisches Bewusstsein und persönliche Leidenschaften
  4. Idealer Job und die hiermit verbundene Verantwortung, Kompetenzen sowie Aufgabenstellungen
  5. Fähigkeiten, Kompetenzen und Charakterzüge sowie ein privater und beruflicher Ausblick über die Person in zehn Jahren

Hinweis

Jede Gegenüberstellung eines Sachverhaltes, einer Analyse oder Diskussion muss ein Resultat hervorbringen, das plausibel dargeboten wird.

Reflexion der Inhaltspunkte und Sachverhalte

Im zweiten Schritt werden die Inhaltspunkte und Sachverhalte des Lebenslaufs analysiert, reflektiert und ggf. diskutiert. Alle Inhaltspunkte und Sachverhalte sollten dabei:

  • verständlich und nachvollziehbar geschildert,
  • einer Analyse unterzogen,
  • kritisch hinterfragt,
  • in Beziehung zueinander gesetzt,
  • Gemeinsamkeiten, Differenzen zwischen den Inhaltspunkten betrachtet und eventuell diskutiert werden.

Reflexionsschema zur Orientierung

1. Sachverhalt erheben und darlegen –verständlich, präzise, nachvollziehbar –

2. Sachverhalt analysieren und kritisch hinterfragen

3. Sachverhalt in Beziehung setzen und eventuell diskutieren

4. Ergebnis der Analyse und Diskussion darlegen


2.3 Vollständiger Reflexionsbericht – Leitfaden und Beispieltext

Ein vollständiger Reflexionsbericht gliedert sich klassischerweise in folgende Teile:

  • Einleitungssatz
  • Einleitung
  • Hauptteil
  • Schluss
  • Schlusssatz

Die folgende Tabelle zeigt den Aufbau einer Reflexion in Gruppenarbeit mit Inhalten und Mustersätzen auf. Eine Reflexion über eine Gruppenarbeit besteht aus zwei Teilen. Zum einen wird die Gruppenarbeit als Methodik, zum anderen das Ergebnis der Untersuchung selbst reflektiert.

Teil Inhalt Mustersatz
Einleitungssatz Im Einleitungssatz wird auf die Rahmenbedingungen, die Theorie des Projektvorhabens sowie auf den Themenbereich eingegangen. Dadurch wird klargestellt, ob es sich um eine Eigen-oder Gruppenreflexion oder um eine „gewöhnliche“ Reflexion handelt. Folgende Reflexionsarbeit befasst sich mit den Resultaten aus einer Gruppenarbeit von fünf Student:innen, die im Rahmen der Lehrveranstaltung „Organisationsmanagement“ im Semester 2020/2021 an der Universität München durchgeführt wurde. Ziel dieser Gruppenarbeit war es, das Thema der „World Café-Methodik“ im betrieblichen Kontext zu untersuchen, und herauszufinden, welche Vor- und Nachteile die Methode aufweist, diese kritisch zu hinterfragen sowie Empfehlungen für die Umsetzung im Unternehmen zu geben.
Einleitung In der Einleitung wird die zu analysierende Situation zusammengefasst. Sie ist als Ergänzung zum Einleitungssatz anzusehen. Die Einleitung beschreibt, welche Ziele mit der Reflexion verbunden sind. Wir bekamen von der Universität München den Auftrag, den Themenbereich der „World-Café-Methodik“ in Form einer Gruppenarbeit zu untersuchen. Vorrangiges Ziel war es, diese Methode in ihrer Anwendung für Unternehmen zu durchleuchten. Hierbei sollten die Vor- und Nachteile kritisch hinterfragt sowie Empfehlungen für die Umsetzung im Unternehmen gegeben werden.
Hauptteil In diesem Teil wird die eigentliche Reflexion umgesetzt. Hier wird begründet, ob die im Voraus an die Untersuchung gestellten Annahmen erfüllt bzw. nicht erfüllt wurden. Dadurch wird ein Resümee auf den Untersuchungsgegenstand gezogen und beantwortet, woraus ein besseres Verständnis resultiert. Zugleich können auch offene Fragen erläutert werden. Rückblickend können wir konstatieren, dass die Gruppenarbeit eine probate Möglichkeit darstellte, die Methodik adäquat zu erfassen. Sie ermöglichte es uns, diese aus unterschiedlichen Perspektiven unter die Lupe zu nehmen. Um eine noch höhere Effizienz zu erzielen, wären eine durchdachtere Terminplanung und häufigere Absprachen in der Gruppe nützlich gewesen.
Schluss Im Schlussteil erfolgt ein Fazit zur gesamten Situationslage. Weiter ist die Fragestellung zu beantworten, was aus den gemachten Erfahrungen bzw. aus dem Erlebten gelernt wurde. Zusammenfassend können wir sagen, dass die Gruppenarbeit das Mittel der Wahl war, um die Thematik zu erarbeiten. Durch die unterschiedlichen Vorkenntnisse und Ideen der Gruppenteilnehmenden konnten wir feststellen, dass wir kreativere Problemlösungen erzielt haben, was in Einzelarbeit nicht so einfach realisierbar gewesen wäre. Wir konnten jedoch auch feststellen, dass nur durch konkrete und faire Arbeitsaufteilung innerhalb der Gruppe ein befriedigendes Resultat erreicht werden kann.
Schlusssatz Im Schlusssatz werden die wesentlichen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst. Ein Ausblick in die Zukunft, der möglichst positiv sein sollte, rundet die Reflexion ab. Die Gruppe ist zu der Erkenntnis gelangt, dass ein Eingreifen der Lehrkraft bei schwerwiegenden Konflikten innerhalb der Gruppe unabdingbar ist. Nur wenn es gelingt, Konflikte zu lösen, kann eine Gruppenarbeit gewinnbringende Ergebnisse hervorbringen.

3 Häufig gestellte Fragen

Was bedeutet Reflexion?

Eine Reflexion dient dazu, persönliche Erfahrungen und Interpretationen (im Rahmen eines Praktikums, einer Gruppenarbeit, eines Seminars etc.) zu präsentieren.

Was beinhaltet eine Reflexion?

Eine Reflexion ist immer vom Kontext abhängig. Im Allgemeinen werden Gefühle, Erwartungshaltungen und Wertungen hinsichtlich des Erlebten bzw. die Auseinandersetzung mit einem Fachthema gefordert. Die Erkenntnisse werden zusammengefast und kritisch hinterfragt. Auf diese Art und Weise wird dargelegt, was bei der Beschäftigung mit dem Fachthema oder beim Erlebten als positiv oder negativ erachtet wurde.

Wie wird eine Reflexion für ein Praktikum verfasst?

In einer Reflexion werden jegliche Erfahrungen, die innerhalb des Praktikums gesammelt wurden, beschrieben, um daraus ein Fazit zu ziehen. Im Fazit wird dargelegt, was gut und weniger gut gelaufen ist. Darüber hinaus werden Ideen angeführt, was in Zukunft anders oder besser gemacht werden könnte.

Wie wird eine kritische Reflexion geschrieben?

Eine kritische Reflexion beinhaltet ebenso Erlebtes. Hier wird ein ganz besonderer Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen gelegt, die nicht gut gelaufen sind und nach besseren Vorgehensweisen für die Zukunft gesucht.

Wie wird eine Reflexion in der Pädagogik geschrieben?

In der Pädagogik umfasst eine Reflexion gemachte Erfahrungen, die im Zusammenhang mit dem Unterrichtsstoff, der Unterrichtsmethode oder hinsichtlich der Lernerfolge von Schüler:innen reflektiert werden.

Was beinhaltet eine Selbstreflexion?

In der Selbstreflexion geht es darum, auf eigene Gefühle und Erwartungen im Rahmen des Verfassens einer wissenschaftlichen Arbeit oder der Auseinandersetzung mit einem fachlichen Thema einzugehen und diese zusammenzufassen. Hierbei wird kritisch hinterfragt, was der:die Ersteller:in als positiv oder negativ beim Verfassen der wissenschaftlichen Arbeit oder der Auseinandersetzung mit dem fachlichen Thema erlebt hat.

Literaturverzeichnis

Häcker, Thomas (2006). Portfolio: Ein Entwicklungsinstrument für selbstbestimmtes Lernen. Eine explorative Studie zur Arbeit mit Portfolios in der Sekundarstufe I. Hohengehren: Schneider Verlag.

Reinmann, Gabi (2005). Erfahrungswissen erzählbar machen. Narrative Ansätze für Wirtschaft und Schule. Lengerich: Pabst Science Publishers.

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