Die Einleitung der Bachelorarbeit

Die Einleitung prägt den ersten Eindruck der Leser:innen einer Bachelorarbeit. Unsere Expert:innen erklären, was beim Schreiben der Einleitung zu beachten ist und stellen ein Beispiel zur Verfügung.
Redaktion | 06.07.2022 | Lesedauer 7 min

Einleitung Bachelorarbeit

Auch wenn es abgedroschen klingt: Die Einleitung ist die Visitenkarte und ein zentraler Erfolgsfaktor einer Bachelorarbeit. Dabei hat die Einleitung gleich mehrere Funktionen zu erfüllen. Zum einen müssen die Leser:innen die relevanten (Hintergrund-)Informationen erhalten, die für das Verständnis der weiteren Arbeit erforderlich sind. Neben der präzisen thematischen Heranführung ist es zum anderen bedeutsam, bei den Leser:innen ein Interesse zu wecken. Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass die Einleitung vollständig ist und somit sämtliche Elemente enthält, die für Bachelorarbeiten typisch sind und die seitens der betreffenden Universität bzw. Fachhochschule erwartet werden. Zu den klassischen Bestandteilen der Einleitung einer Bachelorarbeit zählen eine Problemdarstellung, die Themendefinition und -begründung, die Zielsetzung, eine Forschungsfrage, die Forschungsmethodik sowie der Aufbau der Arbeit. Diese Elemente werden im weiteren Verlauf näher beschrieben, wobei zunächst auf die organisationale Gestaltung einer Bachelorarbeit eingegangen wird.

Organisation der Einleitung: Länge, Struktur und Erstellungszeitpunkt

Die Länge der Einleitung einer Bachelorarbeit beträgt üblicherweise ein bis zwei Seiten. Vor allem bei Bachelorarbeiten, die eine klassische Gesamtlänge von 35 bis 50 Seiten haben, sollten zwei Seiten Einleitungstext nicht überschritten werden. Teilweise gibt es auch Bachelorarbeiten, die 70 Seiten umfassen. In solchen Ausnahmefällen kann eventuell auch eine mehr als zweiseitige Einleitung angemessen sein.[1] Meistens wird von den Universitäten nur die Gesamtlänge der Arbeit vorgegeben, nicht jedoch die Länge des Einleitungstextes. Im Zweifel kann bei den Professor:innen oder Dozent:innen nachgefragt werden, wie umfangreich die Einleitung sein sollte bzw. sein darf.

Diese Frage ist auch vor dem Hintergrund berechtigt, dass es keinen allgemeingültigen Konsens darüber gibt, welche Elemente in die Einleitung einer Bachelorarbeit gehören. Anders ausgedrückt: Es gibt Textpassagen oder Abschnitte, wie beispielsweise Definitionen oder Forschungsstand, die meistens nicht Bestandteil der Einleitung sind. Es gibt jedoch auch einige Professor:innen oder Dozent:innen, die diese Punkte – in Abhängigkeit der betreffenden Forschungsthematik – erwarten bzw. vorgeben. In manchen Einleitungen wird auch die persönliche Motivation für das betreffende Thema dargestellt. Dies kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn die Autor:innen bereits in einer Organisation arbeiten, die einen Bezug zur Thematik aufweist. Den Leser:innen kann dann vermittelt werden, welche konkreten praktischen Erfahrungen bestehen und welche persönliche Sichtweise zur Thematik vorherrscht.

Für die einzelnen Einleitungselemente können Unterkapitel (1.1, 1.2, …) gebildet werden, es ist jedoch auch möglich, dass es nur ein Einleitungskapitel ohne separate Abschnitte unterhalb der ersten Gliederungsebene gibt. Teilweise geben die Universitäten vor, wie die Einleitung strukturiert werden sollte. Da die Einleitung einer Bachelorarbeit häufig nur zwei Seiten umfasst, sollten nicht zu viele Unterkapitel gebildet werden. Denn dann wären die einzelnen Unterkapitel sehr kleinteilig, was optisch nicht besonders ansprechend ist und zudem den Lesefluss stört. Gerade bei Bachelorarbeiten bietet es sich an, lediglich zwei Unterkapitel zu bilden, etwa: 1.1 Problemstellung und Zielsetzung und 1.2 Aufbau der Arbeit. In den Gliederungspunkt 1.1 sind dann auch die Themenstellung, die Forschungsfrage und die Forschungsmethodik zu integrieren.

Hervorzuheben ist, dass auch in der Einleitung sämtliche Quellen, die herangezogen werden, zitiert werden müssen. Lediglich generelles und fachbezogenes Allgemeinwissen muss nicht mit Zitaten belegt werden. Da es schwierig zu erfassen ist, was unter das Allgemeinwissen fällt, ist es ratsam, lieber zu viel als zu wenig zu zitieren.[2] Aufgrund der Tatsache, dass in der Einleitung noch keine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Forschungsthema erfolgt, werden keine Abbildungen oder Tabellen angeführt. Allerdings ist es meistens zulässig, die Zielsetzungen oder das methodische Vorgehen in Form einer (eigens erstellten) Übersichtsabbildung darzustellen.[3]

Im Regelfall sollte die Einleitung erst erstellt werden, wenn der Hauptteil der Bachelorarbeit fertig verfasst wurde. Zwar werden die Fragestellung und Zielsetzung bereits zu Beginn des Schreib- bzw. Forschungsprozesses definiert und meist nicht mehr (wesentlich) verändert. Trotzdem können bei der näheren Auseinandersetzung mit der Thematik Gedanken und Perspektiven entstehen, die sich für die Einleitung eignen, insbesondere im Hinblick auf die Problemstellung. Zudem ist denkbar, dass sich im Laufe des Schreibprozesses zeigt, dass einige Themenaspekte intensiver behandelt wurden, wohingegen zu anderen Aspekten nur relativ wenig Material recherchiert werden konnte. Somit kann es – vor allem, wenn es mehrere Unterfragen gibt – zu Prioritätenverschiebungen kommen. Wird die Einleitung erst am Ende des Schreibprozesses verfasst oder zumindest erst dann finalisiert, können solche Schwerpunktverlagerungen in der Einleitung berücksichtigt werden, indem bestimmte Aspekte in den Vordergrund respektive Hintergrund gestellt werden.[4]

 

[1] Vgl. Klewer (2016), S. 118.
[2] Vgl. Sandberg (2017), S. 119.
[3] Vgl. Voss (2016), S. 131.
[4] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 116.

Formatvorlage Bachelorarbeit
Bachelorarbeit Einleitung
Beispiel

Beispiel für die Einleitung einer Bachelorarbeit

Potenziale, Grenzen und Erfolgsfaktoren beim Influencer Marketing für Kosmetikprodukte

Einleitung BA-Thesis

Inhaltselemente der Einleitung einer Bachelorarbeit

I

Die Problemstellung

Die Einleitung einer Bachelorarbeit beginnt mit einer Problemstellung, die auch als thematische Heranführung aufgefasst werden kann. Dabei wird die Untersuchungsthematik in einen praktischen und/oder wissenschaftlichen Kontext gestellt. Die Problemstellung kann sich auf eine kontroverse wissenschaftliche Debatte beziehen (z. B. Vergleich von zwei gegensätzlichen Theorien zur Erklärung des Finanzmarktes), oder sich auf ein praxisbezogenes Problem von Akteur:innen (Unternehmen, Investoren, Börsenanalysten etc.) ausrichten. Dabei wird auch verdeutlicht, aus welcher Perspektive und auf welcher Grundlage die Problemstellung behandelt wird. Darüber hinaus sollte aus der Problemstellung hervorgehen, worin die besteht.[5]

Der Einleitung von Bachelorarbeiten ist manchmal ein prägnantes und aussagekräftiges Zitat vorangestellt, welches die Problem- und Themenstellung zuspitzt. Das Anführen eines solchen Zitats kann sich positiv auf das Interesse der Leser:innen auswirken.[6]

 

[5] Vgl. Prexl (2017), S. 144.
[6] Vgl. Voss (2016), S. 131.

 


II

Themendefinition und -begründung

Die Themendefinition und -begründung sind eng mit der vorangegangenen Problemstellung verbunden. Die Themendefinition kann nach der Problemstellung beispielsweise derart formuliert werden: „Vor dem Hintergrund dieser gegensätzlichen Konzeptionen erfolgt nun eine Auseinandersetzung über …“. Neben der Nennung der Thematik werden auch eine Ein- und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen. Die Eingrenzung richtet sich darauf aus, die Thematik so präzise wie möglich zu beschreiben und die einzelnen Themenaspekte, die bearbeitet werden, aufzuführen. Die Abgrenzung bezieht sich darauf, dass aufgezeigt wird, welche Aspekte nicht behandelt werden. Generell ist es erforderlich, sowohl die Themenauswahl als auch die Ausklammerung einzelner Aspekte zu begründen.[7] Bei der Begründung der nicht berücksichtigten Themenfelder kann ein Verweis auf den begrenzten Umfang einer Bachelorarbeit erfolgen, was jedoch nicht besonders elegant wirkt. Wesentlich besser ist die Erklärung, weshalb die ausgeklammerten Themenfelder keine besondere Relevanz für den Untersuchungsgegenstand haben.

Bei der Begründung der Themenstellung kann auf die wissenschaftliche, praktische oder öffentliche Bedeutung hingewiesen werden. In diesem Zusammenhang sollte der Nutzen skizziert werden, der von den möglichen Erkenntnissen auf Wissenschaft, Praxis oder Öffentlichkeit ausgeht.[8] Zur Themenbegründung kann auch auf die Aktualität des Untersuchungsproblems verwiesen werden. Bei älteren Thematiken ist es teilweise praktikabel, eine Verknüpfung mit aktuellen Ereignissen herzustellen.[9]

 

[7] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 115-116.
[8] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 115-116.
[9] Vgl. Dettmann & Bense (2019), S. 4.

 


III

Zielsetzung, Forschungsfragen und Forschungsmethodik

In der Zielsetzung wird das genaue Erkenntnisinteresse der Bachelorarbeit formuliert. Anhand der Zielsetzung wird die Wertigkeit – und letztlich auch die Benotung – der Bachelorarbeit gemessen. Denn die Prüfer:innen sowie auch andere Leser:innen werden einen gedanklichen Abgleich dahingehend vornehmen, ob die Zielsetzung adäquat umgesetzt und sämtliche relevanten Aspekte berücksichtigt wurden.[10]

Eng verknüpft mit der Zielsetzung ist das Anführen einer Forschungsfrage. Im Unterschied zu Masterarbeiten weisen Bachelorarbeit meist nur eine zentrale Forschungsfrage auf. Es ist jedoch möglich, Unterfragen zu bilden, durch die eine Präzisierung der Hauptforschungsfrage erfolgt.[11] Die Forschungsfragen können eine explorative, kausale, normative, deskriptive und prognostische Ausrichtung einnehmen. Die Fragen sollten so formuliert werden, dass sie einer dieser Kategorien zugeordnet werden können. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Forschungsfrage auf ein Erkenntnisinteresse abzielt und in wissenschaftlicher Weise behandelt werden kann.[12] Für die unterschiedlichen Arten von Forschungsfragen können folgende Beispiele angeführt werden:

  • Explorative Fragestellung: „Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen der Generation Y?“
  • Kausale Fragestellung: „Wie wirkt sich die Einführung eines Gesundheitsmanagements auf die Gesundheit der Mitarbeiter:innen aus?“
  • Normative Fragestellung: „Welche Anreizinstrumente eignen sich, um Vertriebsmitarbeiter:innen motivieren zu können?“
  • Deskriptive Fragestellung: „Wie lässt sich der Erfolg einer Messeveranstaltung erfassen?“
  • Prognostische Fragstellung: „Wie wird sich die Marktposition von Pharmaunternehmen in Deutschland zukünftig darstellen?“[13]

An die Forschungsfrage gliedert sich oftmals die verwendete Forschungsmethode an. Die Forschungsmethode ist insbesondere dann bedeutsam, wenn im Rahmen der Bachelorarbeit eine eigene empirische Untersuchung vorgenommen wurde. Es wird dann darauf verwiesen, welche Untersuchungsmethodik (quantitative Befragung, Experteninterview, qualitative Inhaltsanalyse etc.) eingesetzt wurde.[14] Aber auch bei Bachelorarbeiten, bei denen nur eine Auswertung der relevanten Literatur vorgenommen wird, können Forschungsmethoden eingesetzt werden. So kann beispielsweise auf die Nutzung von Analysetools und -techniken (SWOT-Analyse, PESTEL-Analyse, Nutzwertanalyse etc.) verwiesen werden, die den Erkenntnisgewinn unterstützen sollen.

 

[10] Vgl. Prexl (2017), S. 144.
[11] Vgl. Voss (2016), S. 64-65.
[12] Vgl. Schneider (2021), S. 23.
[13] Vgl. Schneider (2021), S. 23.
[14] Vgl. Rettig (2017), S. 36.

 


IV

Aufbau der Einleitung der Bachelorbeit

Ferner beinhaltet die Einleitung den Aufbau der Bachelorarbeit. Diesbezüglich erfolgt eine Beschreibung bzw. Skizzierung, wie die Arbeit gegliedert ist bzw. wie der Gang der Untersuchung gestaltet ist. Es ist dabei nicht erforderlich, dass auf sämtliche Unterkapitel verwiesen wird, die in der Arbeit enthalten sind. Damit die Darstellung des Aufbaus nicht zu umfangreich wird, können auch mehrere Unterkapitel gebündelt werden. So kann beispielweise nur erwähnt werden, dass Erfolgsfaktoren analysiert werden, ohne dass die einzelnen Faktoren – obwohl sie in eigenen Unterkapiteln behandelt werden – aufgeführt werden.[15]

 

[15] Vgl. Prexl (2017), S. 144.

Bachelorarbeit Aufbau
FAQ

Häufige Fragen zur Einleitung der Bachelorarbeit

Wie lang soll die Einleitung einer Bachelorarbeit sein?

Die Länge der Einleitung einer Bachelorarbeit umfasst ein bis zwei Seiten. Bei kürzeren Bachelorarbeiten mit 30 oder 40 Seiten genügt tendenziell eine Seite, bei längeren Arbeiten können zwei Seiten als zielführend angesehen werden.

Wie beginnt man die Einleitung der Bachelorarbeit?

Zu Beginn der Einleitung einer Bachelorarbeit wird typischerweise die Problemdarstellung angeführt. Eventuell kann der Einleitung ein prägnantes und/oder kontroverses Zitat vorangestellt werden, das das Interesse der Leser:innen wecken soll.

Was gehört in die Einleitung einer Bachelorarbeit?

Bestandteil der Einleitung einer Bachelorarbeit sind Problemdarstellung, Themendefinition und -begründung, Zielsetzung, Forschungsfrage, Forschungsmethodik sowie der Aufbau der Arbeit, ggf. auch der Forschungsstand.

Verwendete Literatur
  • Dettmann, Marlen & Bense, Ronja (2019). Der Wegweiser zum wissenschaftlichen Arbeiten. Für Studium, Fernstudium und Praxis. Bremen: Apollon.
  • Klewer, Jörg (2016). Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten. Von der Themenfindung bis zur Fertigstellung. Wiesbaden: Springer.
  • Prexl, Lydia (2017). Mit der Literaturübersicht die Bachelorarbeit meistern. Konstanz: UVK.
  • Rettig, Heile (2017). Wissenschaftliche Arbeiten schreiben. Stuttgart: Metzler.
  • Sandberg, Berit (2017). Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat. 3. Auflage. Berlin: Walter de Gruyter.
  • Schlottmann, Antje, Gertel, Holger & Baade, Jussi (2021). Wissenschaftlich arbeiten. Ein Leitfaden für Studierende der Geographie. 4. Auflage. Berlin: Haupt.
  • Schneider, Willy (2021). Das perfekte Exposé für die Bachelor- und Masterarbeit. Ein Kompakt-Leitfaden für Studierende der Betriebswirtschaftslehre. Norderstedt: Books on Demand.
  • Voss, Rüdiger (2016). Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich. Konstanz: UVK.