Widerspruch gegen die Bewertung einer Bachelorarbeit

Die Bewertung Ihrer Bachelorarbeit ist nicht ausgefallen wie erwartet? Wir verraten Ihnen, was beim Einlegen eines Widerspruchs gegen die Bewertung Ihrer Bachelorarbeit beachtet werden muss.

Redaktion | 28.01.2023 | Lesedauer 6 min

Widerspruch oder Remonstration? Welcher Weg führt zum Erfolg?

Das Wichtigste zuerst: Widerspruch und Remonstration haben grundsätzlich das gleiche Ziel. Es handelt sich um Wege, die Studierenden offenstehen, wenn die Bewertung einer Prüfungsleistung wie der Bachelorarbeit als ungerechtfertigt empfunden wird. Der sogenannte Widerspruch ist dabei ein Recht, das Studierenden grund- und prüfungsrechtlich zusteht und von Hochschulen gewährt werden muss. Ein Remonstrationsverfahren ist hingegen ein universitätsinternes Verfahren und wird von vielen, aber nicht allen Hochschulen als vereinfachte Alternative zum Widerspruchsverfahren ermöglicht.

Achtung!

Auch eine Remonstration muss sinnvoll begründet und hergeleitet werden. Es handelt sich um ein Verfahren, das formal häufig einfacher gestaltet ist als ein Widerspruchsverfahren. Um nicht zusätzlich noch in den Widerspruch gehen zu müssen, lohnt es sich aber, auch das Remonstrationsverfahren ernst zu nehmen!

Ein Widerspruchsverfahren ist dementsprechend der offiziellere Weg. Zudem handelt es sich um ein öffentliches Verfahren, das verwaltungsrechtlichen Vorgaben zu folgen hat. Das förmliche Widerspruchsverfahren richtet sich nach den § 68 ff. VwGO. Die Einlegung eines Widerspruchs steht Studierenden grundsätzlich immer offen, wenn die Bewertung der Bachelorarbeit als zu schlecht empfunden wird. Besonders dringlich ist dieser Weg jedoch dann, wenn die Bachelorarbeit als ‚nicht bestanden‘ bewertet wurde.

  • Wird die Bachelorarbeit im ersten Versuch nicht bestanden, können Studierende erneut antreten. Je nach Hochschulordnung muss eine komplett neue Bachelorarbeit geschrieben oder die erste Bachelorarbeit nach den Vorgaben der Prüfer:innen überarbeitet werden.
  • Wird die Bachelorarbeit in einem wiederholten letzten Versuch nicht bestanden, hängt der Erfolg des gesamten bisher geleisteten Studiums davon ab, dass über den Widerspruch eine Korrektur der Benotung erreicht werden kann.

Der erfolgreiche Widerspruch gegen die schlechte Bewertung einer Bachelorarbeit kann Studierende dementsprechend entweder vor einem nicht zu unterschätzenden Zusatzaufwand bewahren – oder sogar das gesamte Studium retten.

 

Warum wurde die Bachelorarbeit schlecht bewertet?

Sich mit den eigenen Fehlern, die zu einer schlechten Bewertung der Bachelorarbeit geführt haben, auseinanderzusetzen, ist immer empfehlenswert. Dies ermöglicht die Korrektur der Fehler im zweiten Anlauf, ist aber auch eine hervorragende Vorbereitung für weitere wissenschaftliche Arbeiten. Insbesondere wenn Sie nach dem Bachelorstudium ein Masterstudium in Angriff nehmen möchten, ist eine Fehleranalyse also kein notwendiges Übel, sondern eine echte Chance.

Doch auch der Widerspruch als solcher kommt nicht ohne eine ausführliche Auseinandersetzung mit den gemachten Fehlern aus. Wieso? Weil gemachte Fehler die Grundlage für eine schlechte Bewertung sind. Um einen fundierten Widerspruch zu formulieren, müssen Sie dementsprechend genau wissen, welche Fehler tatsächlich gemacht wurden, welche vermeintlichen Fehler fälschlicherweise angekreidet wurden und wie Sie für eine Verbesserung der Bewertung argumentieren können. Die Auseinandersetzung mit den guten und schlechten Seiten Ihrer Bachelorarbeit ist somit die Grundlage für eine mögliche Anfechtung der Bewertung.

Ob ‚Erstis‘ oder Hochschulprofessor:innen – alle machen Fehler! Was die Spreu vom Weizen trennt, ist die Fähigkeit, Fehler als Chance für eine persönliche Weiterentwicklung zu sehen.

Ein Blick auf die Klassiker, die in Bachelorarbeiten zu schlechteren Bewertungen führen, zeigt, dass Fallstricke bei der Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten an jeder Ecke lauern. In diese zu treten, ist daher keine Schande, muss jedoch Anlass sein, aus Fehlern zu lernen:

  • Das Plagiat als Schlagwort, das im Universitätsalltag ab dem ersten Semester immer wieder warnend hervorgeholt wird, versetzt Studierende zu Recht in Angst und Schrecken. Eine Arbeit, in der einzelne Textabschnitte nachweislich aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten übernommen wurden, führt unmittelbar zum Durchfallen – in schweren Fällen drohen sogar ein Disziplinarverfahren und der Ausschluss aus der Universität. Anzunehmen, dass Plagiate von Studierenden immer bewusst eingebracht werden, wäre jedoch ein Trugschluss. Häufig stecken vielmehr Unbedachtheit und Unsauberkeit im Umgang mit Quellen dahinter.
  • Dies führt direkt zum zweiten zentralen Punkt, dem formal korrekten Zitieren. Eigentlich klingt es ganz einfach: 1. Jede Literatur, die verwendet wird, muss im Literaturverzeichnis sein. 2. Keine Literatur, die nicht verwendet wird, darf im Literaturverzeichnis sein. 3. Jeder von Dritten übernommene Gedankengang muss nach den Vorgaben der Hochschule belegt werden, meist mit Namen der Autor:innen, Jahr und sogar der genauen Seitenzahl. In der Praxis erweisen sich diese drei einfachen Regeln jedoch als herausfordernd und stürzen Studierende nicht selten in eine Sinnkrise.
  • Sicherlich müssen Sie in einer Bachelorarbeit noch keine wissenschaftlichen Wunderwerke vollbringen. Der Anspruch ist meistens, systematisch und nachvollziehbar durch den bestehenden Forschungsdiskurs zu navigieren, um zu eigenen Schlussfolgerungen zu gelangen. Dennoch stellt die Bachelorarbeit eine wissenschaftliche Eigenleistung Fehlt diese Eigenleistung, zieht dies die Bewertung signifikant nach unten.
  • Doch auch das Auftauchen von Ergebnissen ‚aus dem Nichts‘ stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen wissenschaftliche Gütekriterien dar und wirkt sich dementsprechend negativ auf die Bewertung einer Bachelorarbeit aus. Werden eigene Schlussfolgerungen abgeleitet, ohne dass diese sich mit Kohärenz und Systematik aus dem Geschriebenen ergeben, so scheinen Ihre Ergebnisse willkürlich – eine schlechte Bewertung ist dann vorprogrammiert. Eigene Schlussfolgerungen sind daher immer zu begründen. Dies gilt insbesondere für Literaturarbeiten. In empirischen Arbeiten ist zudem darauf zu achten, dass das methodische Vorgehen transparent und logisch dargelegt wird und von den Prüfer:innen nachvollzogen werden kann.
  • Auch die formalen Vorgaben haben bei der Erstellung einer Bachelorarbeit leider einiges an Schadenspotenzial. Die Einhaltung der von der Hochschule vorgegebenen Seitenränder, Schriftgrößen, Schriftarten und Kapitelreihenfolgen beweist, dass Sie ein sorgfältig und genau arbeitendes Mitglied der wissenschaftlichen Gemeinschaft sind. Diese Vorgaben nicht einzuhalten, verschenkt dementsprechend Punkte und wirkt sich negativ auf die Bewertung aus.

Möglichkeiten für Fehler und Punktabzüge lauern bei einem so umfangreichen Projekt wie einer Bachelorarbeit also an verschiedenen Stellen. Im Rahmen eines Widerspruchs ist es wichtig, sich dieser potenziellen Fehlerquellen bewusst zu sein. Nur so kann kritisch auf die Suche nach einer Argumentationsgrundlage gegenüber einer schlechten Bewertung gegangen werden.

Welche Möglichkeiten der Anfechtung gibt es?

Wie schon erläutert, stehen Studierenden Widerspruchs- und Remonstrationsverfahren zur Verfügung, um die Bewertung einer Bachelorarbeit anzufechten. Dies ergibt sich aus der Wichtigkeit der Bachelorarbeit für den Verlauf (bzw. den Abschluss) des Studiums. Daraus folgt, dass Studierende nicht willkürlich sämtliche Prüfungsleistungen anfechten können. Die Bewertungen von Abschlussarbeiten sind jedoch stets anfechtbar, da sie eine bedeutende Rolle für die weitere universitäre und berufliche Laufbahn der Studierenden einnehmen. Gründe für eine Anfechtung können sich dabei aus Bewertungsfehlern oder Verfahrensfehlern ergeben.

  • Verfahrensfehler können wiederum entweder offen oder verdeckt sein. Sie betreffen den formalen Ablauf des Prüfungsverfahrens, aus dem sich Nachteile für Studierende ergeben können.
  • Bewertungsfehler betreffen die inhaltliche Prüfungsleistung selbst.

Werden im Rahmen eines erfolgreichen Widerspruchsverfahrens Verfahrensfehler aufgezeigt, so wird das Ergebnis des Prüfungsverfahrens üblicherweise aufgehoben. Die Folge ist, dass die von Verfahrensfehlern betroffenen Studierenden ihre Bachelorarbeit dann noch einmal schreiben dürfen. Da die erneute Erstellung einer Bachelorarbeit mit einem hohen zusätzlichen Aufwand einhergeht, sollten dementsprechend vorher reifliche Überlegungen dazu angestellt werden, ob eine solche Wiederholung tatsächlich gewünscht ist.

Der erfolgreiche Widerspruch gegen Bewertungsfehler ist dahin gehend häufig die bessere Wahl, dass eben tatsächlich nur die Bewertung korrigiert wird und die Bachelorarbeit nicht neu geschrieben werden muss. Aber Vorsicht! Prüfer:innen haben bei der Bewertung von Bachelorarbeiten einen Bewertungsspielraum. Zu beweisen, dass dieser Spielraum überschritten wurde, muss mit einer starken Argumentation verbunden sein.

Zudem ist es wahrscheinlich, dass – wenn überhaupt – nur einzelne Bewertungsfehler erfolgreich im Widerspruchsverfahren aufgedeckt und behoben werden. Eine signifikante Verbesserung der Note ist eher unwahrscheinlich. Wenn jedoch nur wenige Bewertungspunkte zu einer bestandenen Leistung fehlen, stellt der Widerspruch gegen Bewertungsfehler durchaus einen gangbaren Weg dar.

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Beispiel nach § 69 VwGO

Wie sieht ein erfolgreicher Widerspruch aus?

Einen Widerspruch einzulegen, geht damit einher, dass nach § 69 VwGO ein Vorverfahren eröffnet wird. Ein solches Vorverfahren ist wiederum notwendig, um die Entscheidung einer öffentlichen Stelle – nämlich der Hochschule, vertreten durch die Prüfer:innen – gerichtlich überprüfen zu lassen. Studierende, die einen Widerspruch gegen die ihrer Meinung nach ungerechte Bewertung ihrer Bachelorarbeit einreichen, stellen den Fall dementsprechend gerichtlich zur Diskussion – ein Schritt mit einiger Tragweite, der gut vorzubereiten ist.

Der formale Ablauf des Widerspruchsverfahrens ist in der Hochschulordnung geregelt. Zudem müssen landesrechtliche Vorschriften berücksichtigt werden. Wie genau der Widerspruch eingereicht wird, ist dementsprechend individuell zu erarbeiten. Wir können Ihnen jedoch einige Hinweise mit auf den Weg geben, die Sie inhaltlich in Ihrem Widerspruchsverfahren unterstützen.

  • Der Ton macht die Musik. Auch wenn eine als unfair empfundene Bewertung Ihrer Bachelorarbeit sicherlich ein Ärgernis ist und für einigen Unmut sorgen dürfte, handelt es sich bei einem Widerspruch und dem dazugehörigen Gutachten um offizielle Dokumente, die der gerichtlichen Prüfung zugeführt werden. Bleiben Sie sachlich und neutral.
  • Auch wenn der Inhalt sicherlich im Vordergrund steht, sind sowohl die äußere Form als auch Rechtschreibung, Grammatik und Stil Ihrer Widerspruchsunterlagen wichtige Qualitätsmerkmale Ihrer Unterlagen. Arbeiten Sie dementsprechend sorgfältig und lassen Sie das Gutachten sicherheitshalber von einer neutralen Instanz korrigieren.
  • Arbeiten Sie im Gutachten für Ihren Widerspruch systematisch, indem Sie für jeden Bewertungsfehler aufzeigen, dass und wieso es sich um einen Fehler handelt.

Ein Gutachten, das als Fundament eines Erfolg versprechenden Widerspruchs gelten kann, erfordert einiges an fachlicher und methodischer Expertise, Geduld, Erfahrung und Hintergrundwissen. Wir unterstützen Sie gern bei der Erstellung oder Überprüfung Ihres Gutachtens!

 

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