Führungsstile nach Weber
Zu den Führungsstilen nach Max Weber zählen der autokratische Führungsstil, der bürokratische, der charismatische sowie der patriarchalische Führungsstil.
Nach Weber
Autokratischer Führungsstil
Der autokratische Führungsstil ähnelt dem autoritären Führungsstil nach Lewin. Die Führungskraft trifft alle Entscheidungen, ohne die Mitarbeitenden in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, und teilt den Mitarbeitenden ihre Aufgaben zu, die sie zu erfüllen haben. Wie beim autoritären Führungsstil sind auch hier die Verantwortlichkeiten eindeutig zugeteilt.
- Vorteile: Hier sind vor allem schnelle Entscheidungsprozesse und die klare Zuweisung von Aufgaben und Kompetenzen zu nennen, sodass Missverständnisse und doppelte Zuständigkeiten vermieden werden.
- Nachteile: Wie auch beim autoritären Führungsstil kann sich die fehlende Beteiligung der Mitarbeitenden an Entscheidungen negativ auf deren Motivation und damit auf das Arbeitsklima auswirken, sodass die Gefahr einer fehlenden Bindung an das Unternehmen und damit einer höheren Kündigungsrate steigt. Werden Mitarbeitende nicht an Entscheidungen beteiligt oder deren Perspektiven nicht einbezogen, verspielt das Unternehmen auch die Möglichkeit, verborgene Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu identifizieren und zu nutzen, was sich insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels als Nachteil erweisen kann.
Nach Weber
Bürokratischer Führungsstil
Der bürokratische Führungsstil ist vor allem durch feste Strukturen, Richtlinien und Regeln geprägt, die sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Führungskräfte gelten. Dies impliziert, dass nicht nur Arbeitsabläufe und Entscheidungsprozesse klar vorgegeben sind, sondern auch die Art und Weise, wie die Mitarbeitenden zu führen sind. Der bürokratische Führungsstil kommt häufig in solchen Institutionen und Organisationen zum Einsatz, in denen die Führungskraft ihre Führungsposition nur für einen begrenzten Zeitraum besetzt.
- Vorteile: Durch die festgelegten Regeln soll gewährleistet werden, dass die Führung konstant verläuft und nicht mit jeder neuen Führungskraft ein anderer Führungsstil eingeführt wird, auf den die Mitarbeitenden sich dann erst einstellen müssen. Die strikte Regelung von Abläufen und Prozessen kann zudem das Risiko von Fehlern reduzieren.
- Nachteile: Starr strukturierte Entscheidungsprozesse verhindern jegliche Eigeninitiative der Mitarbeitenden, was einen negativen Einfluss auf deren Leistungsbereitschaft nach sich ziehen kann. Zudem wird die Fähigkeit von Unternehmen, flexibel auf unerwartete Ereignisse zu reagieren, begrenzt.
Nach Weber
Charismatischer Führungsstil
Beim charismatischen Führungsstil steht die Persönlichkeit der Führungskraft im Mittelpunkt. Dieser Führungsstil ist geprägt durch das Charisma der Führungskraft, durch deren Ausstrahlung, Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft, die sich positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden auswirken. Charakteristisch für diesen Führungsstil ist, dass die Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, ihnen Kompetenzen und Verantwortung übertragen werden und sie weitgehend eigenständig arbeiten können.
- Vorteile: Den Mitarbeitenden wird Wertschätzung und Vertrauen in ihre Fähigkeiten signalisiert, was deren Leistungsbereitschaft steigert und die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen stärkt. Eine charismatische Führungskraft kann im Kampf um qualifiziertes Personal ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein und zu einer höheren Attraktivität des Unternehmens bei potenziellen Bewerber:innen führen.
- Nachteile: Der starke Fokus auf die Person der Führungskraft kann gleichzeitig ein Vorteil sowie ein Nachteil sein. Auf der einen Seite kann die Führungskraft als Vorbild fungieren, dem die Mitarbeitenden im besten Falle nacheifern wollen, auf der anderen Seite kann die Konzentration auf die Führungskraft dazu führen, dass eigene Ideen zugunsten der Ideen der Führungskraft vernachlässigt werden.
Nach Weber
Patriarchalischer Führungsstil
Beim patriarchalischen Führungsstil liegt die Entscheidungskompetenz wie beim autokratischen Führungsstil allein bei der Führungskraft. Während die Autorität der Führungskraft beim autokratischen Führungsstil jedoch auf der hierarchisch übergeordneten Position der Führungskraft gegenüber den untergebenen Mitarbeitenden basiert, beruht die Autorität beim patriarchalischen Führungsstil eher auf der Erfahrung der Führungskraft oder der längeren Unternehmenszugehörigkeit, sodass hier nicht die höhere Position, sondern Fähigkeiten und Wissen der Führungskraft im Vordergrund stehen. Dies stärkt die Akzeptanz der Führungskraft und deren Entscheidungen bei den Mitarbeitenden. Zwar werden die Mitarbeitenden auch beim patriarchalischen Führungsstil nicht in Entscheidungsprozesse einbezogen, die Führungskraft berücksichtigt jedoch bei der Zuteilung der Aufgaben nicht nur die Fachkompetenz der Mitarbeitenden, sondern auch deren Präferenzen und persönliche Interessen, um die Motivation der Mitarbeitenden zu steigern. Aufgrund der starken Nähe zum autokratischen Führungsstil zeigen sich beim patriarchalischen Führungsstil auch ähnliche Vor- und Nachteile:
- Vorteile: Da nur die Führungskraft Entscheidungen trifft und die Aufgaben klar verteilt sind, verlaufen Entscheidungsprozesse schneller und es gibt keine Unstimmigkeiten über die jeweiligen Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche. Die Mitarbeitenden können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren und es wird keine Zeit für Diskussionen verschwendet.
- Nachteile: Zu den wesentlichen Nachteilen gehören wie beim autokratischen Führungsstil eine aufgrund der fehlenden Partizipation mitunter geringere Leistungsbereitschaft und Unternehmensbindung der Mitarbeitenden.