Ratgeber BWL – Circular Economy

Die Circular Economy ist wie die Green Economy ein Ansatz zur Steigerung bzw. zur Etablierung von ökologischer Nachhaltigkeit in wirtschaftlichen Prozessen.

Christiane | 11.07.2022 | Lesedauer 4 min

Die Circular Economy ist wie die Green Economy ein Ansatz zur Steigerung bzw. zur Etablierung von ökologischer Nachhaltigkeit in wirtschaftlichen Prozessen. Primäres Ziel der Circular Economy ist dabei die Verringerung oder im besten Fall die Vermeidung von Ressourcenverschwendung. Dies soll erreicht werden, indem die für die unternehmerische Leistungserstellung benötigten Rohstoffe und Ressourcen durch Recycling, Weiter- oder Wiederverwendung möglichst lange im Wirtschaftskreislauf gehalten werden. So können auf der einen Seite wertvolle Ressourcen geschont und das Abfallaufkommen deutlich reduziert werden, auf der anderen Seite können Unternehmen auch nach dem Ende des Lebenszyklus des eigentlichen Produktes mit den einzelnen Bestandteilen des Produktes weiterhin Wertschöpfung generieren. Der Übergang von einer Linearwirtschaft und Wegwerfgesellschaft hin zu einer nachhaltigen Circular Economy ist angesichts schwindender natürlicher Ressourcen und eines zunehmenden Raubbaus an der Natur zwar eine ökologische Notwendigkeit sowie ein ökonomischer Wettbewerbs- und Erfolgsfaktor. Die damit einhergehende Transformation betrifft jedoch nicht nur unser bisheriges Wirtschaftssystem, sondern auch unsere individuelle Konsum- und Lebensweise: Anstatt der Natur immer mehr Ressourcen zu entnehmen, diese zu nutzen und nach Gebrauch wegzuwerfen, erfordert die Umsetzung einer Circular Economy die Wertschätzung von Ressourcen, indem diese nach Gebrauch nicht entsorgt, sondern weitergenutzt werden.

Vorteile

Vorteile einer Kreislaufwirtschaft

Die Begriffe Circular Economy und Kreislaufwirtschaft werden oft synonym gebraucht, Gegenstand der Kreislaufwirtschaft ist jedoch primär das Recycling und die Weiter- bzw. Wiederverwendung von Abfall, während die Circular Economy eine umfassendere Perspektive einnimmt und den gesamten Wertschöpfungskreislauf beispielsweise eines Produktes betrachtet. In der Kreislaufwirtschaft geht es also eher um die Nutzung von bereits angefallenem bzw. entstandenem Abfall, in der Circular Economy geht es darum, die Entstehung von Abfall von vornherein zu vermeiden, das heisst, die Verwendung natürlicher und damit begrenzter Rohstoffe soll weitgehend reduziert werden, um die Belastung für natürliche Ökosysteme zu minimieren.

Dies stellt zwar eine grosse wirtschaftliche, politische sowie gesellschaftliche Herausforderung dar, mit einer Transformation hin zu einer Circular Economy sind jedoch sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile verbunden. Ökologische Vorteile einer Vermeidung von Abfall und einer Schonung von natürlichen Ressourcen liegen vor allem in einem Schutz der Natur vor Ausbeutung, Verschmutzung und Zerstörung. Dies kommt wiederum dem Schutz natürlicher Lebensräume und der in ihnen lebenden Arten zugute. Ein geringeres Müllaufkommen führt zudem zu einer Reduzierung klimaschädlicher Emissionen, die etwa bei der Verbrennung von Müll entstehen. Ökonomische Vorteile einer Circular Economy können sich ebenfalls auf mehreren Ebenen zeigen:

Betriebswirtschaftliche Ebene:

Einzelne Unternehmen, die eine Circular Economy entlang ihrer Wertschöpfungskette etablieren, profitieren insbesondere von der Möglichkeit, Kosten für immer neue Rohstoffe und Ressourcen einzusparen, wenn diese effizient genutzt und wiederverwendet werden. Sowohl Kosten als auch Energie lassen sich einsparen, wenn die Produktion ressourcenschonender gestaltet und weniger Abfall produziert wird, der teuer und energieintensiv entsorgt werden muss. Hinzu kommt ein sich stetig in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz entwickelndes Bewusstsein der Gesellschaft, das dazu führt, dass vermehrt nachhaltige Produkte nachgefragt werden, auf Müllvermeidung geachtet wird und Second-Hand- oder Sharing-Angebote genutzt werden. Unternehmen mit einer Circular Economy können hier wichtige Wettbewerbsvorteile im Kampf um umweltbewusste Kund:innen generieren und ihre Wertschöpfung insgesamt steigern.

Gesamtwirtschaftliche Ebene:

Die Volkswirtschaft als Ganzes kann ebenfalls Vorteile aus der Umsetzung einer Circular Economy ziehen, und zwar als Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb um Investitionen in Standorte und Geschäftsmodelle. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die nationale und die europäische Gesetzgebung mit strengen Regelungen eine nachhaltigere und ressourcenschonende Abfallwirtschaft durchsetzen werden. Indem Volkswirtschaften diesen Vorgaben vorgreifen, können gegebenenfalls Pioniergewinne realisiert werden. Zudem birgt die Transformation hin zu einer Circular Economy das Potenzial, durch neue innovative Geschäftsmodelle Arbeitsplätze zu schaffen und den Wohlstand der Volkswirtschaft insgesamt zu steigern.

Globale Ebene:

Die Vorteile einer Circular Economy für die Weltwirtschaft liegen vor allem in einer effizienten Nutzung und gerechten Verteilung natürlicher Ressourcen, die zusehends knapper werden. Eine zukunftsfähige Wirtschaft ist daher darauf angewiesen, mit den verbleibenden Ressourcen nachhaltig umzugehen, um zum einen Menschen in Entwicklungsländern, die von der Ausbeutung der Ressourcen am stärksten betroffen sind, und zum anderen auch nachfolgenden Generationen Zugang zu diesen Ressourcen zu ermöglichen. Ein Festhalten am bisherigen System der Ressourcenverschwendung mit weiterer Naturzerstörung und zunehmender Umweltverschmutzung ist daher keine Option.

Die Umsetzung einer Circular Economy verringert zudem auf allen ökonomischen Ebenen die Abhängigkeit von Rohstoffen: Sämtliche Produkte bestehen aus einzelnen oder mehreren natürlichen Rohstoffen, die über verschiedene Lieferwege bezogen werden und deren Preise sich unter anderem nach der weltweiten Nachfrage richten. Werden diese Rohstoffe nicht nur sparsam und effizient genutzt, sondern darüber hinaus auch noch recycelt, wiederverwendet oder in anderer Form weitergenutzt, so reduziert sich nicht nur die Abhängigkeit von einzelnen Lieferunternehmen, sondern auch von Preisschwankungen auf den globalen Rohstoffmärkten. Ein weiterer Vorteil liegt in der Verminderung von Lieferausfallrisiken, die etwa aufgrund von politischen Unsicherheiten oder wirtschaftlichen Engpässen entstehen. Und auch wir alle profitieren letztendlich von einer Circular Economy, etwa in Form von Kosteneinsparungen durch den Verzicht auf immer neue Produkte, durch die Möglichkeit, mit innovativen und kreativen Ideen zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung Start-ups zu gründen, sowie durch einen Zugewinn an Gesundheit und Lebensqualität infolge weniger Umweltverschmutzung und Naturzerstörung.

Wertschöpfungskreislauf in der Circular Economy

Circular economy

  • DESIGN von Produkten mit langer Nutzungsdauer, die wiederverwendbar und reparabel sind oder recycelt werden können
  • PRODUKTION der Waren erfolgt material- und energieeffizient
  • VERTRIEB des Zugangs zu Produkten statt Eigentum („Produkt-als-Dienstleistung“), Verleih oder Teilen von Produkten
  • Nachhaltige NUTZUNG, um die Lebensspanne zu verlängern
  • SAMMLUNG UND WIEDERVERWENDUNG um den Kreislauf zu schliessen und Abfall (Ressourcenverlust) Zu vermeiden
  • EINBRINGEN regenerativer oder recycelter Rohstoffe

Quelle: KfW Research, in Anlehnung an acatech (2018)

The perks of being a wallflower

Umsetzung einer Circular Economy

Die Umwandlung des bisherigen linearen Wirtschaftssystems hin zu einer Circular Economy betrifft die gesamte Wertschöpfungskette bzw. den Lebenszyklus eines Produktes: vom Anbau der Rohstoffe über die Verarbeitung und den Transport bis hin zu Produktion und Vertrieb sowie schliesslich Konsum und Wiederverwendung der Bestandteile. Auf betrieblicher Ebene kommt hier dem Produktdesign bzw. der Konzeptionierung der Leistungserstellung eine wesentliche Bedeutung zu. Denn oft sind Produkte bewusst so entwickelt, dass sie nach kurzer Zeit ersetzt werden müssen (geplante Obsoleszenz). Bei der Implementierung einer Circular Economy auf Unternehmensebene sind daher vor allem folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  • Der Anbau bzw. die Gewinnung, die Verarbeitung sowie der Transport der für die Produktion notwendigen Rohstoffe sind ressourcenschonend und umweltverträglich zu gestalten.
  • Das Produkt selbst bzw. seine einzelnen Bestandteile müssen so konzipiert sein, dass sie nach ihrem eigentlichen Nutzungszweck recycelt und einem anderen Kreislauf zugeführt werden können.
  • Zudem sollte bereits bei der Produktentwicklung darauf geachtet werden, dass eine Reparatur des Produktes möglich ist, und zwar zu einem geringeren Preis, als ein neues Produkt kosten würde. Hersteller können den Reparaturservice entweder selbst anbieten oder entsprechende Kooperationen eingehen. Die bei einer Reparatur ausgewechselten kaputten Bestandteile können dann wiederum recycelt werden.
  • Auch die notwendigen Produktionsverfahren sind so zu planen, dass die eingesetzten Ressourcen, das heisst die notwendigen Rohstoffe, Energie und Wasser, geschont und effizient genutzt werden. Der Einsatz erneuerbarer Energien ist ein weiterer unverzichtbarer Bestandteil einer Circular Economy, denn herkömmliche fossile Energieträger sind weder nachhaltig noch umweltfreundlich.
  • Der Vertrieb der Produkte kann ebenfalls im Sinne einer Circular Economy gestaltet werden, etwa durch Konzepte wie die Sharing Economy oder Product as a Service, bei denen nicht das Produkt selbst verkauft wird, sondern eine zeitlich begrenzte Nutzung des Produktes, sowie durch Second-Hand-Geschäfte. Benötigt eine Person ein Produkt nicht mehr, kann das gebrauchte Produkte anderen Personen zugeführt werden, anstatt es zu entsorgen.
  • Um die Bestandteile des Produktes nach Ende ihres Lebenszyklus wiederverwenden zu können, müssen diese dem Unternehmen wieder zugeführt werden. Hierfür sind verschiedene Möglichkeiten denkbar: Im B2C-Bereich können etwa Sammelstellen eingerichtet werden, an denen Konsument:innen ihre gebrauchten Produkte bequem abgeben können, im B2B-Bereich können Kooperationen mit anderen Unternehmen eingegangen werden. Dies bietet sich an, wenn die Abfallprodukte des einen Unternehmens für andere Unternehmen wertvolle Rohstoffe darstellen.

Im Wesentlichen ist bei der Umsetzung einer Circular Economy darauf zu achten, dass für das Produkt von Beginn an ein langer Lebenszyklus vorgesehen ist sowie im Anschluss mehrere Phasen der Wieder- bzw. Weiterverwendung der Produktbestandteile möglich sind. Die entsprechenden Vorgaben lauten daher: Recycle, repair oder re-use!

Kreislaufwirtschaft Circular Economy
Quelle DeepMind. Künstler: Khyati Trehan.

 

Einen guten Einstieg in das Thema Kreislaufwirtschaft sowie einen Überblick über verschiedene Projekte, die zur Realisierung einer Kreislaufwirtschaft geplant sind oder bereits initiiert wurden, finden Sie beispielsweise auf der Homepage des Europäischen Parlaments sowie auf der Homepage der KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau. Für weiterführende Informationen zur Circular Economy empfehlen wir Ihnen darüber hinaus die nachfolgenden Quellen:

  • Biedermann, Hubert, Vorbach, Stefan & Posch, Wolfgang (Hrsg.) (2019): Industrial Life Cycle Management.Augsburg, München: Rainer Hampp Verlag.
  • Eisenriegler, Sepp (Hrsg.) (2020): Kreislaufwirtschaft in der EU: Eine Zwischenbilanz. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
  • Metropolitan Fachredaktion (2021): Jahrbuch Nachhaltigkeit 2021. Regensburg: Metropolitan.
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