Problemstellung
Zu Beginn der Einleitung wird das Untersuchungsproblem geschildert. Meistens werden dabei Fakten und Daten bzw. Zahlen angefĂŒhrt. Dies sollte â wie generell jede âfremdeâ Information â anhand von Quellenangaben belegt werden.[4] Nur generelles und fachbezogenes Allgemeinwissen ist nicht zitierpflichtig. Vor dem Hintergrund der sensiblen Plagiatsthematik sollte lieber einmal zu oft als einmal zu wenig zitiert werden â zumal darĂŒber diskutiert werden kann, was Allgemeinwissen ist und was nicht.[5] Um das Interesse der Leser:innen an der Problemstellung zu steigern, ist es möglich, ein markantes, aussagestarkes Zitat voranzustellen.[6] Die Problemstellung kann sich auf eine konkrete, beobachtbare Problematik von Akteur:innen (z. B. Absatzprobleme einer Marketingabteilung) ausrichten. Genauso gibt es theoretische bzw. wissenschaftsimmanente Problemstellungen, sodass beispielsweise zwei widersprĂŒchliche ManagementansĂ€tze gegenĂŒbergestellt werden.
Themendefinition und -begrĂŒndung
Die Problemstellung sowie die Themendefinition und -begrĂŒndung sind eng miteinander verflochten. Durch dieThemendefinition wird in gewisser Weise die Problemstellung auf den sprichwörtlichen Punkt gebracht. Zur Themendefinition gehört auch, die zu bearbeitende Thematik ein- und abzugrenzen. Die Eingrenzung bezieht sich darauf, dass der Untersuchungsgegenstand so konkret wie möglich beschrieben wird. Die Leser:innen sollen genau wissen, welche Themenaspekte behandelt werden und aus welchen Blickwinkeln der Untersuchungsgegenstand betrachtet wird. Bei der Abgrenzung der Thematik wird plausibel begrĂŒndet, welche Themenaspekte nicht oder nur am Rande betrachtet werden.[1] In vielen Einleitungen wird dies mit der Formulierung â[âŠ] wĂŒrde den Rahmen der vorliegenden Masterarbeit sprengenâ begrĂŒndet. In AbhĂ€ngigkeit der betreffenden Thematik lassen sich auch Formulierungen bzw. Argumente finden, die eleganter sind und weniger abgedroschen klingen. So kann ggf. darauf verwiesen werden, dass eine vertiefte Analyse der ausgeklammerten Aspekte keinen zusĂ€tzlichen Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Forschungsfrage generieren wĂŒrde (so dies denn der Fall ist).
Bei der ThemenbegrĂŒndung sollte die allgemeine wissenschaftliche oder öffentliche Relevanz â respektive ein bestehendes Forschungsdefizit â betont werden. In zahlreichen Einleitungen finden sich eher floskelhafte Formulierungen, wie z. B.: âDie Problematik wird innerhalb der wissenschaftlichen Forschung und der betrieblichen Praxis seit langer Zeit intensiv diskutiert.â[2] Idealerweise lĂ€sst sich noch konkreter darstellen, welcher theoretische und praktische Nutzen von einem Erkenntnisgewinn ausgeht. Zudem kann die AktualitĂ€t des Untersuchungsproblems betont werden, wobei es hĂ€ufig auch bei Ă€lteren Themen möglich ist, eine Verbindung zu aktuellen Geschehnissen oder Beispielen herzustellen.[3]
Bei Masterarbeiten ist es teilweise gewĂŒnscht oder sogar vorgegeben, dass neben der allgemeinen ThemenbegrĂŒndung noch ein persönlicher Bezug zur Thematik ausgefĂŒhrt wird. Dies kann auch in einem separaten Einleitungsabschnitt, das beispielsweise den Titel âPersönliche Motivationâ trĂ€gt, umgesetzt werden. Das Aufzeigen eines persönlichen Bezugs kann vor allem dazu dienen, dass die Autor:innen auf persönliche Erfahrungen oder Kompetenzen verweisen. Dies kann aufseiten der Leser:innen zu einem verbesserten VerstĂ€ndnis beitragen. Besonders wichtig ist der Verweis auf die persönliche Involviertheit, wenn die Autor:innen ihre eigene berufliche TĂ€tigkeit in der Masterarbeit darstellen. Bei berufsbegleitenden StudiengĂ€ngen ist dies bekanntlich hĂ€ufig der Fall.
Zielsetzung, Forschungsfragen und Forschungsmethodik
Die Zielsetzungen, die im Rahmen von Masterarbeiten verfolgt werden, können unterschiedlicher Natur sein: explorativ, deskriptiv, kausal, normativ und prognostisch. Wenn die Zielsetzung einer dieser Kategorien entspricht, wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es sich um eine wissenschaftlich sinnvolle und realistische Zielsetzung handelt. Eine explorative Zielsetzung bedeutet, dass die Masterarbeit auf die Entdeckung von PhĂ€nomen ausgerichtet ist. Eine deskriptive Zielsetzung meint, dass die Arbeit darauf abzielt, Sachverhalte so detailliert wie möglich zu beschreiben. Bei einer kausalen Zielsetzung wird vermerkt, dass Ursache-Wirkungs-ZusammenhĂ€nge zwischen Variablen aufgedeckt werden sollen. Kennzeichnend fĂŒr eine normative Zielsetzung ist, dass Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen entwickelt werden, mit denen Probleme gelöst bzw. Sachverhalte optimiert werden können. Die prognostische Zielsetzung beinhaltet, dass zukĂŒnftige Ereignisse und Entwicklungen prognostiziert werden.[4]
Eng verbunden mit der Zielsetzung ist die Formulierung einer oder mehrerer Forschungsfragen. Im Gegensatz zu Bachelorarbeiten enthalten Masterarbeiten nicht nur eine zentrale Forschungsfrage, sondern zusÀtzlich auch Unterfragen.[5]
Die Forschungsfragen können ebenfalls einen explorativen, deskriptiven, kausalen, normativen und prognostischen Charakter einnehmen. Demnach ist es empfehlenswert, die Forschungsfragen so zu formulieren, dass sie einer Kategorie entsprechen und somit die Grundvoraussetzung fĂŒr eine wissenschaftliche Fragestellung erfĂŒllen.[6] Beispiele fĂŒr die verschiedenen Arten von Forschungsfragen sind:
- Explorative Fragestellung: âWelche Faktoren wirken auf die Zufriedenheit der Onlinekund:innen?â
- Deskriptive Fragestellung: âWie lĂ€sst sich die Zufriedenheit der Onlinekund:innen messen?â
- Kausal-explikative Fragestellung: âWie wirkt sich die Zufriedenheit der Kund:innen auf den Markterfolg von Unternehmen aus?â
- Normative Fragestellung: âWelche Marketinginstrumente eignen sich, um die Kund:innenbindung zu steigern?â
- Prognostische Fragestellung: âWie wird sich die Marktstellung von Lebensmittellieferdiensten zukĂŒnftig gestalten?â[7]
Im Anschluss an die Forschungsfragen wird hĂ€ufig die eingesetzte Forschungsmethodik (z. B. Literaturauswertung, quantitative Befragung, qualitative Inhaltsanalyse) beschrieben. Dabei kann auch begrĂŒndet werden, welche Thematiken in welcher Reihenfolge behandelt werden. Wird innerhalb der Masterarbeit eine eigene empirische Studie durchgefĂŒhrt, gibt es auch die Option, die Forschungsmethodik im Hauptteil bzw. im Empirie-Kapitel aufzufĂŒhren.[8]
[1] Vgl. Dettmann & Bense (2019), S. 4.
[2] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 116.
[3] Vgl. Rettig (2017), S. 36.
[4] Vgl. Dettmann & Bense (2019), S. 4.
[5] Vgl. Sandberg (2017), S. 119.
[6] Vgl. Voss (2016), S. 131.
[7] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 115-116.
[8] Vgl. Schlottmann et al. (2021), S. 115-116.
Masterarbeit Aufbau