Studieren mit Lernschwäche

Ich habe eine Lernschwäche – kann ich trotzdem studieren? Werden meine Lernschwierigkeiten meinen Studienerfolg beeinträchtigen? Diese Fragen stellen sich angehende Studierende mit einer Lernschwäche und wägen ab, ob sie den akademischen Anforderungen eines Studiums überhaupt gerecht werden können.
Redaktion | 18.03.2022 | Lesedauer 3 min

Je nach der Ausprägung der Lernschwäche kann sie die gesamte Leistungsfähigkeit oder nur einzelne Bereiche betreffen. Studierende mit einer Lernschwäche haben möglicherweise Schwierigkeiten, die geforderten Leistungen zu erbringen und mit ihren Kommiliton:innen mitzuhalten. Dies hat nichts mit mangelnder Intelligenz oder Begabung zu tun, auch Hochbegabte können unter einer Lernschwäche leiden.

 

Herausforderungen für Studierende mit einer Lernschwäche

Studierende mit einer Lernschwäche brauchen oft nur mehr Zeit, sich Informationen anzueignen und zu merken, und sind mit dem Lernpensum möglicherweise überfordert. Dies stellt eine Herausforderung für den Studienalltag dar, da das Lernpensum von Seminaren, Vorlesungen und Prüfungen vorgegeben ist und unter einem hohen Zeit- und Leistungsdruck erlernt


 

Unterstützungsangebote für Studierende mit einer Lernschwäche

Obwohl eine Lernschwäche eine Herausforderung für ein Studium darstellt, gibt es doch zahlreiche Angebote der Universitäten, Studierende mit einer Lernschwäche im Studienalltag zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihr Studium erfolgreich zu beenden. Hier ist der sogenannte Nachteilsausgleich zu nennen, der von jeder Universität in Deutschland für Studierende mit chronischen somatischen Erkrankungen und psychischen Erkrankungen angeboten wird.

Ein Antrag auf Nachteilsausgleich kann direkt bei der Universität beantragt werden. Jede Universität hat eine:n Beauftragte:n oder eine:n Berater:in, der bzw. die als direkte:r Ansprechpartner:in für Studierende mit chronischen Krankheiten oder Beeinträchtigungen zur Verfügung steht. Im Rahmen des Antrags werden die besonderen Herausforderungen, denen sich Studierende mit Lernschwäche gegenübersehen, beschrieben, um sinnvolle Unterstützung erhalten zu können.

Auf der Webseite des Deutschen Studentenwerks (https://www.studentenwerke.de/de/content/nachteilsausgleiche-im-studium-und-pr%C3%BCfungen) sind nähere Informationen zum Nachteilsausgleich zu finden. Wird der Antrag bewilligt, so erhalten Studierende Hilfe und Unterstützung bei jenen Aspekten des Studiums, die sie als besonders herausfordernd empfinden. Im Falle von Studierenden mit einer Lernschwäche können beispielsweise die erforderlichen Studienleistungen in kleinere Einzelabschnitte unterteilt oder eine alternative Prüfungsform gewählt werden, mit der sie besser zurechtkommen. Zudem kann das Studium in Teilzeit absolviert werden, sodass nicht zu viele Studienleistungen gleichzeitig erbracht werden müssen.


 

Wie kann ich selbst als Studierende:r mit einer Lernschwäche mir den Studienalltag erleichtern?

Bei vielen Menschen mit einer Lernschwäche ist nicht das gesamte Leistungsvermögen beeinträchtigt, sondern sie haben nur in bestimmten Bereichen Schwierigkeiten mit dem Lernen. Sind einem diese Bereiche genau bewusst, so kann man das Studienfach diesen Bereichen entsprechend auswählen. Ist beispielsweise durch die Lernschwäche die Feinmotorik nicht optimal, so sollte man kein Studium wählen, das viele Labor- und Forschungspraktika beinhaltet, sondern eines ohne praktische Übungen, wie beispielsweise ein Fremdsprachenstudium oder Literaturwissenschaften. Umgekehrt bietet sich bei Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens kein Studium an, das hauptsächlich darauf basiert, Dinge auswendig zu lernen und sich zu merken.

Das wichtigste bei der Studienwahl ist jedoch das persönliche Interesse an dem Studienfach, da man die Herausforderungen einer Lernschwäche am besten dann überwinden kann, wenn einen die studienrelevanten Veranstaltungen wirklich interessieren. Zudem kann man bei Vorliegen einer Lernschwäche von vornherein ein Teilzeitstudium erwägen, da es dann möglicherweise gar nicht erst zu einer Überforderung kommt und man die Aufgaben im Studienalltag leichter bewältigen kann.

Wichtig ist bei der Studienplanung mit Lernschwäche auch, dass man sich seiner Stärken und Schwächen genau bewusst ist, also genau einschätzen kann, in welchen Bereichen man am meisten Hilfe brauchen wird. So lassen sich Hilfsangebote frühzeitig organisieren und man erhält von Anfang an in diesen Bereichen Unterstützung. Zudem ist einem vermutlich aus der Schulzeit bekannt, welche Möglichkeiten es gibt, das eigene Lernvermögen verbessern, und kann diese auf das Studium und das Lernpensum anwenden. Eine pädagogische Therapie könnte sinnvoll sein, um die Lernschwäche zu behandeln und den Ursachen auf den Grund zu gehen, sodass man im Studium bestmöglich gefördert und unterstützt werden und die Lernschwäche vielleicht sogar überwinden kann.


 

Fazit

Studieren mit Lernschwäche

Studierende mit einer Lernschwäche stehen zwar gewissen Herausforderungen im Studium gegenüber, können jedoch trotzdem durch sorgfältige, an die individuellen Bedürfnisse angepasste Planung und durch Unterstützungsmöglichkeiten der Universität ihr Studium erfolgreich absolvieren.