Bewertung und Benotung der Dissertation: Was passiert nach der Abgabe der Doktorarbeit?

Die letzten Schritte des Promotionsverfahrens: Abgabe, Bewertung, Benotung und Veröffentlichung der Doktorarbeit – Erfahrungen unserer Expertin.

Redaktion | 27.01.2020 | Lesedauer 8 min

„Und jetzt? Die Arbeit hat mich geprägt. Jeder Moment ohne sinnvolle Betätigung wirkt danach wie verlorene Zeit.“
Dr. Martina Park, ehem. Doktorandin (Quelle)

Benotung Doktorarbeit: Die letzten Schritte des Promotionsverfahrens

Relativ am Anfang des Promotionsverfahrens steht das Verfassen der Dissertation, verbunden mit intensiver Forschung und umfangreichen Auswertungen, in jedem Fall aber mit viel Schreibarbeit. Doch nach der Abgabe der fertiggestellten Arbeit ist das Promotionsverfahren noch nicht beendet – auch wenn die Einreichung sicherlich einer der wesentlichen Schritte im Promotionsverfahren ist, dessen Erledigung daher auch die meiste Genugtuung bereitet, hängt die Benotung der Doktorarbeit noch von weiteren Faktoren ab.

„Die Endphase ist äusserst strapaziös. […] Das Hochgefühl nach der Abgabe muss man sich gönnen.“
Helga Knigge-Illgner, Psychologin und Promotionscoach (Quelle)

Neben der Bewertung stehen nach der Abgabe der Doktorarbeit allerdings oft noch Prüfungen — das Rigorosum — und die Verteidigung der Doktorarbeit an — die Disputation. Die Dissertationsschrift muss veröffentlicht werden und erst dann steht der Verleihung der Promotionsurkunde als dem offiziellen Abschluss des Promotionsverfahrens und der Benotung nichts mehr im Wege.

Je nach Universität können sich die einzelnen Schritte in Details unterscheiden. So sind nicht in jedem Fall zusätzliche mündliche Prüfungen erforderlich. Allerdings können Auflagen vorhanden sein, die im Vorfeld beachtet werden müssen. Der erste Verfahrensschritt, der auf die Abgabe der Doktorarbeit folgt, ist jedoch im Regelfall die Bewertung der Arbeit.

Dissertation Termini

Bewertung der Dissertation | Was bedeutet die Benotung?

  • Nach der Einreichung der Doktorarbeit folgt im nächsten Schritt deren Bewertung. Diese wird in der Regel von drei Gutachterinnen und Gutachtern durchgeführt, die nach dem Lesen der Arbeit ein schriftliches Gutachten erstellen, an dessen Ende sich eine Note befindet. Eine bzw. einer der Begutachtenden ist immer diejenige Professorin oder derjenige Professor, die bzw. der die Arbeit betreut hat. Weitere Gutachterinnen und Gutachter können — je nach Universität — auch von der Promovierenden oder dem Promovierenden selbst vorgeschlagen werden.
  • Die Bewertungsrichtlinien sind denen einer Masterarbeit ähnlich, allerdings wird der Fokus bei einer Dissertation noch mehr auf die wissenschaftliche Originalität und die Selbständigkeit bei der Wahl und der Bearbeitung der Fragestellung gelegt.
  • Bei einigen Universitäten kann es erforderlich sein, eine Publikation bei einem angesehenen wissenschaftlichen Journal erfolgreich eingereicht zu haben.
  • Dass alle formalen Vorgaben eingehalten werden müssen, versteht sich von selbst— genau wie die Plagiatsfreiheit.
  • Unterscheiden sich die Gutachten stark oder wird von beiden die Arbeit mit ,summa cum laude‘ bewertet, wird in der Regel ein Drittgutachter

Die Benotung von Doktorarbeiten entspricht nicht dem aus der Schule oder dem Studium bekannten Notensystem. Es gibt eine Benotung in Form einer lateinischen Bezeichnung. Diese Bezeichnungen variieren je nach Promotionsordnung der jeweiligen Universität, werden aber meist folgendermassen verwendet:

  • magna cum laude:Die Bewertung ‚magna cum laude‘ entspricht einem ‚sehr gut‘ und würde demnach im regulären Notensystem der Note 1 gleichkommen.
  • Ergänzend kann auch dasPrädikat ‚summa cum laude‘ vergeben werden, das dem ‚magna cum laude‘ noch übergeordnet ist.
  • cum laude:Auf die Note 1 folgt bekanntlich die 2 – sie steht, wie auch im Schulsystem, für ‚gut‘.
  • rite:Mit ‚rite‘ wird eine 3 oder die Einschätzung ‚genügend‘ bzw. ‚bestanden‘ oder ‚ausreichend‘ ausgedrückt. An manchen Universitäten wird zwischen einem ‚cum laude‘ und einem ‚rite‘ noch die Note ‚satis bene‘ vergeben.
  • non sufficit:Diese Benotung wird auch als ‚insufficienter‘ oder ‚non probatum‘ bezeichnet und bedeutet, dass die abgegebene Doktorarbeit nicht bestanden worden ist.

Mit der Dissertation nach jahrelanger Arbeit durchfallen zu können, mag im ersten Moment erschreckend klingen, kommt aber nur selten vor. Im Jahr 2017 wurden von 28.411 Promotionen an deutschen Universitäten lediglich 7 nicht bestanden (Auswertung des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2017 (ab S. 181) . In der Regel arbeiten die Doktorandinnen und Doktoranden eng mit ihren Betreuerinnen und Betreuern zusammen, so dass diese Gefahr frühzeitig abgewendet werden kann.

Auslagezeitraum: Ist die Dissertation begutachtet, wird sie zusammen mit den Gutachten für einen in der Promotionsordnung festgelegten Zeitraum ausgelegt – meist zwei Wochen während der Vorlesungszeit, bzw. vier Wochen in den Semesterferien – und so der Universitätsöffentlichkeit (genauer den promovierten Mitgliedern der jeweiligen Fakultät) zugänglich gemacht.

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ABGABE DISSERTATION

Rigorosum, Verteidigung und Veröffentlichung der Doktorarbeit

Nach der Bewertung und der Auslage folgt – sofern die Prädikate in den Gutachten nicht zu stark voneinander abweichen und die Dissertation übereinstimmend mit ‚bestanden‘ bewertet wurde – das Rigorosum. Dieser Begriff ist dem Wortsinn nach als ‚strenge Prüfung‘ zu definieren. Das Rigorosum ist heutzutage nicht mehr an allen Universitäten Teil des Promotionsverfahrens. Meist erfolgt das Rigorosum, wenn sich Master- und Promotionsstudiengang deutlich unterscheiden. An einigen Universitäten folgt direkt auf die Abgabe der Doktorarbeit – nach positivem Ausgang des Bewertungsprozesses – deren Verteidigungoder Disputation. Erst nach deren Bestehen kann die Arbeit veröffentlicht werden.

Hinweis

Wenn alle Bewertungen – also sowohl die von der Dissertation selbst als auch jene von Rigorosum und Verteidigung – sehr gut sind (oder ausgezeichnet), so kann die Auszeichnung ‚summa cum laude‘ als abschliessende Bewertung vergeben werden.

  • Ist ein Rigorosum erforderlich, stimmen Sie im Normalfall die Inhalte dieser mündlichen Prüfung mit Ihren Prüfern ab. So ist es etwa je nach Universität und jeweiliger Promotionsordnung möglich, dass ein bis zwei Fachgebiete für das Rigorosum festgelegt werden. Diese mündliche Prüfung bezieht sich also nicht explizit auf das Themengebiet, das in der Dissertation bearbeitet wird – Anknüpfungspunkte gibt es aber in der Regel.
  • Wurde das Rigorosum bestanden oder ist keine solche Prüfung vorgesehen, folgt als nächster Schritt die Verteidigung der Dissertation, die auch als Disputation oder Kolloquium bezeichnet wird und öffentlich ist. Sie sollten unbedingt die Möglichkeit nutzen, mindestens einmal an einer Disputation teilzunehmen. Sie können sich so bereits ein Bild davon machen, was Sie erwartet. Im Laufe der Verteidigung werden der wissenschaftliche Stellenwert der Arbeit und der Beitrag, den die Doktorarbeit innerhalb des Forschungsgebiets leistet, dargelegt. In diesem Rahmen werden auch offene Fragen beantwortet und es können Diskussionen geführt werden. Zudem können die Gutachterinnen und Gutachter hier (letztmalig) Änderungswünsche und Korrekturbedarf mitteilen, den sie in Bezug auf die eingereichte Doktorarbeit sehen. Sofern vorhanden, wird der besprochene Überarbeitungsbedarf dann in Form von Auflagen dokumentiert, die vor Veröffentlichung der Dissertation zu berücksichtigen sind.
  • Die Veröffentlichung ist der letzte Schritt im Promotionsverfahren, der nach der Abgabe der Doktorarbeit noch eines nennenswerten aktiven Zutuns vonseiten der bzw. des Promovierenden bedarf. Bei der Veröffentlichung der Dissertation geht es darum, die Arbeit der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Erforderlich hierfür ist im Wesentlichen die Abgabe einer bestimmten Anzahl an Pflichtexemplaren der Arbeit, wobei die genaue Anzahl und die Einreichungsmodalitäten in der Promotionsordnung der Universität festgelegt sind.
  • Unterschieden wird dabei häufig zwischen den Möglichkeiten der gedruckten und der elektronischen Veröffentlichung. Während die elektronische Veröffentlichung im Wesentlichen Anforderungen an die einzureichende PDF-Datei stellt und nur eine begrenzte Anzahl Pflichtexemplare erfordert, bedarf es im Falle einer gedruckten Veröffentlichung mehrererPflichtexemplare, die der Bibliothek der Universität zur Verfügung gestellt werden müssen. Eine dritte Möglichkeit besteht darin, mit einem gewerblich tätigen Verlag zusammenzuarbeiten, der die Dissertation regulär veröffentlicht und dann unter anderem auch die Bereitstellung der Pflichtexemplare übernimmt. Voraussetzungen für eine Verlagsveröffentlichung sind je nach Verlag oftmals eine gute bis sehr gute Gesamtbewertung und, dass die Arbeit thematisch in das Verlagsportfolio passt.Wir bieten Ihnen auch aktive Hilfe bei Ihrer Veröffentlichung 
  • Nach der Übergabe der Pflichtexemplare gilt die Doktorarbeit als veröffentlicht. Daraufhin wird alsbald der Doktortitel mit einer Promotionsurkunde verliehen, häufig im Rahmen der nächstfolgenden Absolventenfeier der Universität. Erst ab dem Tag des Erhalts der Promotionsurkunde darf der Doktortitel, der damit verliehen wurde, offiziell geführt werden.
Übersicht

Verfahrensschritte nach Abgabe der Doktorarbeit – von der Note bis zur Urkunde

Kurz zusammengefasst gestaltet sich das weitere Verfahren nach der Einreichung der Dissertation im Regelfall wie folgt:

  • Bewertung der Doktorarbeit, Benotung
    (Notenfindung individuell, meist drei Begutachtende, schriftliches Gutachten)
  • Rigorosum
    (nichtöffentliche mündliche Prüfung(en), ggf. in mehreren Fachgebieten)
  • Disputation / Kolloquium
    (öffentliche Verteidigung der Dissertation)
  • Veröffentlichung
    (Einreichung von Pflichtexemplaren, ggf. unter Berücksichtigung von Auflagen)
  • Übergabe der Promotionsurkunde
    (offizielle Verleihung des Doktortitels, etwa im Rahmen einer Absolventenfeier)

Psychologische Folgen nach Einreichung der Doktorarbeit

Während der Bearbeitung der Dissertation gibt es keine schönere Aussicht, als die Dissertation eingereicht zu haben. Endlich können all die Dinge, die während des Schreibens liegen geblieben sind, nachgeholt werden. Endlich ist wieder Zeit für andere Aktivitäten. Endlich kann wieder Hobbys nachgegangen werden.

So verlockend das auch während des Arbeitsprozesses erscheinen mag: Nach der tatsächlichen Abgabe der Doktorarbeit fühlen sich viele ausgebrannt, leer und antriebslos. Dieses Gefühl von Leere kann fortan jeden einzelnen Tag dominieren. Alle Tätigkeiten, die nicht dem Zweck der Fertigstellung der – jetzt abgeschlossenen – Dissertation dienen, erscheinen nicht bedeutsam genug, um sie in Angriff zu nehmen. Hinzu kommt, dass nach dem oft wochenlangen oder gar monatelangen intensiven Schreiben an der Doktorarbeit in der Endphase eine ausgeprägte Antriebslosigkeit besteht – die sich auch anfühlen kann wie ein Burnout. Doch das ist völlig normal.

„Danach spüren viele eine Leere. Am besten konzentriert man sich dann wieder auf Dinge, die während der Promotion in den Hintergrund getreten sind.“
Helga Knigge-Illgner, Psychologin und Promotionscoach (Quelle)

Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie in dieser Situation Dinge in Angriff nehmen, die während der Bearbeitung der Dissertation in den Hintergrund gerückt sind. Ob es nun Haushalt, die Steuererklärung, der vernachlässigte Sport oder die Weiterbearbeitung eines vor der Dissertation begonnenen Romans ist – Tätigkeiten, auf die Sie (notgedrungen) verzichtet haben, sollten Sie in dieser Zeit bewusst wieder aufgreifen.
Eine weitere hilfreiche Möglichkeit ist es, sich mit Bekannten, Freunden und Familie zu umgeben. Diesegeben nach der Abgabe der Doktorarbeit eine andere Sicht auf das Leben und tragen so zu einer gewissen Ablenkung und Auflockerung bei.

Daneben treten auch weitere Aufgaben wieder mehr in den Vordergrund – etwa familiäre Verpflichtungen innerhalb einer Beziehung und ggf. gegenüber Kindern sowie auch banale Aspekte des Alltags wie Einkäufe und Haushalt.

Und so endet der Zustand der Leere und Antriebslosigkeit oftmals schon nach wenigen Wochen und das Leben, das sich über mehrere Jahre in einer Art Ausnahmezustand befand, verläuft wieder in geregelten Bahnen. Darüber hinaus stehen irgendwann nach der Abgabe der Dissertation auch die Verteidigung und die abschliessenden Schritte vor dem tatsächlichen Ende des Promotionsverfahrens an.

Nach Abschluss des Promotionsverfahrens

Das Promotionsverfahren endet mit der Verleihung des Doktortitels und dem Erhalt der Promotionsurkunde. Jetzt können Sie endlich das Klingelschild und Ihre Ausweise und Versicherungskarten anpassen. Wenn Sie noch keine feste Anstellung zumindest in Aussicht haben, stellt sich für Sie als frischgebackene Doktor*in die Frage, wie es beruflich weitergehen soll.

Hinweis

Nur rund ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland verfügt über einen Doktortitel. Das entspricht einer Anzahl von rund einer Dreiviertelmillion Personen.

Sie können der akademischen Umgebung treu bleiben, indem Sie eine Karriere im Bereich der Forschung und Lehre anstreben. Zum Beispiel könnte im Kontext einer Postdoc-Anstellung intensiv geforscht oder eine Lehrtätigkeit forciert werden – und langfristig könnten Sie eine Habilitation anstreben. Alternativ haben Sie die Option, in die Wirtschaft einzusteigen, also – auch als Berufsanfänger – verstärkt praktische Erfahrungen zu sammeln und durch eine Anstellung in einem wirtschaftsstarken Unternehmen auch finanziell von dem erlangten Wissen zu profitieren. Je nach gewähltem Beruf verbessern sich die Verdienstaussichten mit einem Doktortitel enorm, wie die folgende Infografik zeigt:

Was bringt der Doktor Grafik

Quelle: https://de.statista.com/infografik/15599/auswirkungen-des-abschlusses-auf-das-gehalt/

Starten Sie durch. Sie haben bewiesen, dass Sie sich selbständig und intensiv über einen längeren Zeitraum– und vor allem äusserst erfolgreich – mit einem Problem auseinandersetzen können und eine Lösung dafür finden – ein Pfund, mit dem Sie wuchern sollten.

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