Gliederung der Doktorarbeit

Aufbau und Gliederung der Doktorarbeit

Luise | 09.01.2020 | Lesedauer 9 min

Bedeutung und Sinn des Gliederungsentwurfes der Dissertation

Die Gliederung einer Dissertationsschrift ist in gewisser Weise das Aushängeschild der Arbeit. Zusammen mit einer rund einseitigen, maximal zweiseitigen Zusammenfassung der Arbeit vermittelt die Gliederung der Leserin oder dem Leser der Dissertation einen ersten Eindruck des Inhalts der Arbeit und informiert über das Thema, die Zielstellung, das Vorgehen und auch die Ergebnisse der Arbeit. Dementsprechend besitzt die Gliederung der Doktorarbeit einen besonderen Stellenwert; sie muss nachvollziehbar aufgebaut sein und die einzelnen Überschriften sollten präzise formuliert werden. Dies gilt im Falle der Doktorarbeit mehr noch als bei den zuvor angefertigten Abschlussarbeiten wie Bachelor- und Masterarbeit.

Gliederung der Doktorarbeit im Vergleich zu vorherigen Abschlussarbeiten

Hinweis

Die Zusammenfassung, auch Abstract oder Executive Summary genannt, ist obligatorischer Teil vieler wissenschaftlicher Arbeiten und so auch der Doktorarbeit. Sie fasst auf ein bis zwei Seiten den gesamten Inhalt der Arbeit in aller Kürze zusammen – von der initialen Problemstellung über das geplante Vorgehen und die für die Bearbeitung der Forschungsfrage gewählte Methodik bis hin zu den in der Arbeit erzielten Erkenntnissen.

Im Wesentlichen ist die Gliederung der Dissertation vergleichbar mit jenen von Bachelor- oder Masterarbeit – aber die Gliederung ist im Falle der Doktorarbeit im Allgemeinen umfangreicher und komplexer. Weniger geht es an diesem Punkt in der akademischen Ausbildung noch darum, bereits bestehendes Wissen unreflektiert wiederzugeben oder nur zu analysieren – sondern vielmehr gilt es, neuartige Erkenntnisse zu erzielen, möglicherweise verbunden mit einer eigenen Entwicklung.
Das Ziel ist es nun nicht mehr nur, die eigene Befähigung zum korrekten wissenschaftlichen Arbeiten unter Beweis zu stellen. Eine Doktorarbeit leistet einen Beitrag zu der aktuellen Forschung in einem bestimmten Fachgebiet und bringt den wissenschaftlichen Diskurs in dieser Hinsicht in gewisser Weise voran. Dieser Anspruch muss sich auch in der Gliederung widerspiegeln. Neben dem höheren Umfang und der höheren Komplexität unterscheidet sich die Gliederung der Doktorarbeit im Vergleich zu vorherigen Abschlussarbeiten also auch in der inhaltlichen Gestaltung, die mehr Tiefgang und genauere Betrachtungen von relevanten Thematiken aufweisen sollte, als es in anderen wissenschaftlichen Arbeiten der Fall ist.

Einfluss des gewählten Fachbereichs auf die Gliederung der Dissertation

Wie genau die Gliederung für eine Doktorarbeit auszusehen hat, muss mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer der Arbeit besprochen werden. Es ist möglich, dass die Gliederung der Doktorarbeit an die individuellen Vorstellungen und Ansprüche der betreuenden Person angepasst werden muss.

Wie genau die Gliederung der Doktorarbeit auszusehen hat und welche Abschnitte und Kapitel sie beinhalten muss, ist im Einzelnen stark fachbereichsabhängig. So ist es möglich, dass in Fachbereichen wie der Medizin oder den Ingenieurswissenschaften eine insgesamt kurze Gliederung mit prägnanten Formulierungen erforderlich ist, während beispielsweise in den Geisteswissenschaften der Fokus darauf liegen kann, dass die Überschriften möglichst gut verständlich und aussagekräftig sind. Hierfür eignen sich sogenannte sprechende Überschriften, die bereits durch ihre Formulierung viel über den Inhalt des folgenden Textes preisgeben, sodass die Leserin bzw. der Leser darauf vorbereitet ist, was sie oder ihn in dem betreffenden Abschnitt erwartet. Sprechende Überschriften sind im Regelfall vergleichsweise lang, was wiederum in einigen Fachgebieten – wie etwa in den genannten Bereichen Medizin und Ingenieurwissenschaften sowie etwa auch Rechtswissenschaften – nicht unbedingt gern gesehen ist. Die vorstehenden Ausführungen zeigen auf, dass detaillierte Gliederungsempfehlungen für die Doktorarbeit nicht gegeben werden können, da die diversen Einflussfaktoren kaum allgemeingültige Aussagen zulassen. Dementsprechend sind die nachfolgenden Hinweise und Tipps nicht in Gänze für jedes mögliche Promotionsvorhaben anwendbar und zutreffend, können aber für erste Überlegungen eine Unterstützung darstellen.

Disseration Ratgeber – Symbolbild

Wichtige Bestandteile der Gliederung einer Dissertation

Hinweis

Die wissenschaftliche Motivation, die in der Einleitung (also im ersten Kapitel der Doktorarbeit) dargelegt wird, ist nicht zu verwechseln mit der persönlichen Motivation für die Arbeit. Auf wissenschaftlicher Ebene wird ohne Erwähnung persönlicher Präferenzen oder Entscheidungen erklärt, warum und inwieweit die definierte Problemstellung für das gewählte Themengebiet von Interesse ist und zu der aktuellen Forschung in dem Fachbereich beitragen wird.

Bestimmte Inhalte sollten immer – bzw. in den meisten Fällen – Teil einer Doktorarbeit sein und daher innerhalb der Gliederung Berücksichtigung finden. So oder in ähnlicher Form sollten etwa folgende Inhalte in die Gliederung der Doktorarbeit aufgenommen werden:

  • Einführung in das Themengebiet und wissenschaftliche Motivation
  • Grundlagen- bzw. Theorieteil, auch als theoretische Grundlagen benennbar (fokussierter: Stand der Technik bzw. State of the Art)
  • Konkretisierung der Zielstellung, Ableitung der Hypothese(n) bzw. Aufstellen der Forschungsfrage(n)
  • Erläuterung der Methodik
  • Praxisteil der Arbeit – je nach Themengebiet z. B. empirische Erhebung, Untersuchung oder eigene Entwicklung
  • Evaluierung – je nach Themenstellung etwa Auswertung empirischer Erkenntnisse, Dokumentation der durchgeführten Entwicklung mit Fehlerbetrachtung o. ä.
  • Auswertung der Hypothese(n) oder Forschungsfrage(n) / Diskussion / Interpretation
  • Ergebnisdarstellung / Schlussfolgerungen
  • Zusammenfassung / Fazit
  • Je nach thematischer Passung: Einschränkungen der eigenen Arbeit / Ausblick

Nicht alle der aufgezählten Inhalte müssen für jede Doktorarbeit Relevanz haben und natürlich können auch weitere Inhalte in zusätzlichen Kapiteln hinzugefügt werden müssen. Je nach Umfang der Ausarbeitungen muss zudem ggf. nicht für jeden Aufzählungspunkt ein separates Kapitel, sondern lediglich ein neuer Abschnitt innerhalb eines Kapitels definiert werden. Die Liste ist somit nur als Denkansatz bzw. erste Orientierung zu sehen. Nicht zu vergessen sind die Verzeichnisse, die den aufgezählten Inhalten vorangestellt werden bzw. darauf folgen. Zu nennen sind hier für den Beginn der Arbeit neben dem Inhaltsverzeichnis das Abbildungs-, Tabellen- sowie Abkürzungs- und ggf. Formelverzeichnis. Auf den letzten Seiten nach allen regulären, also inhaltstragenden Kapiteln folgt neben dem Literaturverzeichnis auch der Anhang.

Anzahl und Strukturierung der Kapitel in der Gliederung

Kapitel werden in der Gliederung durch eine Überschrift der ersten Ebene dargestellt (beispielsweise Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3). Alle Überschriften auf den nachfolgenden Ebenen sind Abschnitte – keine Kapitel (etwa Abschnitt 2.1, Abschnitt 3.4.1 etc.). Dies ist beispielsweise wichtig für die korrekte Bezeichnung von Verweisen in der Doktorarbeit.

Einige Grundregeln sollten bei der Erstellung einer beliebigen Gliederung in jedem Fall beachtet werden – natürlich auch und insbesondere im Falle einer Doktorarbeit. So gilt generell, dass die Anzahl der Kapitel in der Gliederung limitiert werden sollte. Kapitel sind auf der obersten Überschriftenebene angesiedelt. Dementsprechend sollten sie die wichtigsten Themenschwerpunkte der Doktorarbeit beinhalten – wie auch bereits in der vorangegangenen Aufzählung deutlich wurde. Alle Inhalte unterhalb der Kapitel werden inhaltlich sinnvoll in Abschnitte unterteilt. Abschnitte finden sich auf der zweiten Überschriftenebene und darunter und sind inhaltlich dem Kapitel zum einen zugehörig und zum anderen untergeordnet. Somit stellen Abschnitte einen inhaltlichen Teilbereich von Kapiteln dar – was sich in der Gliederung dadurch widerspiegelt, dass Abschnitte innerhalb von Kapiteln definiert werden.

Zum einen ist die Abdeckung der Themenschwerpunkte in separaten Kapiteln wichtig, damit sich Leserinnen und Leser der Arbeit orientieren und den Aufbau der Arbeit gut nachvollziehen können. Zum anderen dient dieser Grundsatz aber auch dazu, die Anzahl der Kapitel insgesamt sinnvoll zu begrenzen. In übergeordneten Kapiteln sollten sich wirklich nur die wichtigsten Schritte finden, die innerhalb der Dissertation erforderlich sind, um die gesetzte Zielstellung zu erreichen. Dabei sollte auch bedacht werden, dass Kapitel umso länger sein müssen, je wichtiger sie für die Arbeit und deren Fortgang sind. Trotzdem muss darauf geachtet werden, dass Kapitel eine sinnvolle Länge aufweisen – wenn ein Kapitel nur eine Handvoll Seiten umfasst, ist zu hinterfragen, ob es sich dabei nicht eher um einen Abschnitt handelt, der Teil eines anderen, thematisch übergeordneten Kapitels in der Arbeit sein sollte.

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Optimierung der Kapitel- und Abschnittsstruktur

Bezüglich der Abschnitte, die unterhalb der Kapitel definiert werden, sollte darauf geachtet werden, dass in diesen wirklich nur Inhalte vermittelt werden, die für die Beantwortung der definierten Fragestellung benötigt werden. Bei Unsicherheit oder Zweifeln bezüglich der Sinnhaftigkeit bestimmter Ausführungen sollten diese lieber entfernt werden – Kürzen und Straffen der Arbeit sind in den meisten Fällen ohnehin erforderlich, manchmal auch mehrfach im Überarbeitungsprozess, sodass spätestens an dieser Stelle alle Abschnitte, die nicht wesentliche Inhalte beitragen, entfernt werden. Wenn von dem zeitraubenden Verfassen dieser Abschnitte von Anfang an abgesehen wurde, wird also nicht nur zu Beginn, sondern auch später Zeit eingespart, die zusätzlich für das Kürzen bzw. Lesen und Löschen anfallen würde.

In Zusammenhang damit steht die Empfehlung, nicht zu viele Gliederungsebenen einzuführen und darauf zu achten, nicht zu kleinteilig zu arbeiten. Einzelne Abschnitte dürfen mindestens eine Seite der Doktorarbeit umfassen, es muss also nicht nach jedem Absatz eine neue Überschrift mit einer neuen Abschnittsnummer folgen. Meist reichen insgesamt vier Gliederungsebenen – also das Format 1.1.1.1 – aus; selten wird eine fünfte Gliederungsebene definiert (die dann möglichst nicht nur einmalig, sondern an mehreren Stellen in der Arbeit Verwendung finden sollte). Fünf Ebenen oder mehr können jedoch in Dissertationen für bestimmte Fachgebiete, wie beispielsweise Jura, notwendig oder sinnvoll sein.Ein weiterer Hinweis, der die Abschnitte unterhalb der Kapitel betrifft, gilt dem folgenden Grundsatz: Auf den einzelnen Ebenen unterhalb eines Kapitels müssen immer mindestens zwei Abschnitte stehen – es kann beispielsweise keinen Abschnitt 1.1 geben, wenn es nicht auch mindestens 1.2 gibt. So wie jede wissenschaftliche Arbeit mindestens zwei Kapitel umfasst (eigentlich sogar mindestens drei – Einleitung, Hauptteil, Schluss), so darf also auch ein Abschnitt niemals alleinstehen.

Gültigkeit und Verbindlichkeit des Gliederungsentwurfes für die Dissertation

Es ist wichtig, früh im Bearbeitungsprozess einen ersten Gliederungsentwurf für die Doktorarbeit zur Verfügung stehen zu haben. Diese erste Fassung der Gliederung hat dabei in den meisten Fällen nicht viel mit der finalen Fassung am Ende der Bearbeitungszeit zu tun – einige Gründe hierfür sind beispielsweise:

  • Die Bearbeitung beansprucht mehrere Jahre; die Vorstellungen von der eigenen Arbeit verändern sich mit der Zeit.
  • Durch die Vertiefung in das Themengebiet erweitert sich der eigene Kenntnisstand, was sich auch in Modifizierungen des Aufbaus der Doktorarbeit widerspiegelt.
  • Prämissen und die Gültigkeit von bestehenden Definitionen und (technischen) Voraussetzungen verändern sich mit der Zeit, beispielsweise aufgrund neuer Entwicklungen oder des technischen Fortschritts.
  • Nicht nur die eigenen Vorstellungen, auch die der Betreuerin bzw. des Betreuers können sich verändern, wodurch Anpassungen an der bestehenden Gliederung erforderlich werden können.
  • Einige anfangs nur grob benannte Abschnitte oder Kapitel werden später erst mit dem korrekten und ausformulierten Inhalt befüllt, sodass auch hier Änderungen und Ergänzungen der bestehenden Gliederung notwendig sind. Dies gilt insbesondere für Kapitel bzw. Abschnitte, deren konkreter Aufbau anfangs noch vage ist, sodass sich der genaue Inhalt noch nicht exakt absehen lässt (z. B. durchgeführte empirische Erhebungen) und/oder die sich relativ weit hinten in der Arbeit befinden (z. B. Schlussbetrachtungen oder Ausblick).

Trotz der hohen Wahrscheinlichkeit zahlreicher Änderungen, die an dem ersten Entwurf im Laufe der Zeit vorgenommen werden, ist diese erste, frühe Fassung der Gliederung wichtig. Hierfür sind vor allem zwei Gründe wesentlich:

  • Es sollte stets eine möglichst aktuelle Fassung der derzeitigen Gliederung vorliegen, um sie bei Bedarf der betreuenden Person oder anderen Interessierten – etwa potenziellen Stipendiengebern – zur Verfügung stellen und ggf. auch diskutieren zu können.
  • Es ist wichtig, sich selbst zu jedem Zeitpunkt klar über den Aufbau und die Struktur der eigenen Arbeit und die zu erledigenden Schritte zu sein. Und um die Gliederung der Doktorarbeit optimieren zu können, muss zudem eine Arbeitsfassung als Grundlage der Überarbeitungen, auf der aufgebaut werden kann, erst einmal vorliegen.
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Gliederungsentwurf als grober Fahrplan für die Doktorarbeit

Der Gliederungsentwurf ist wichtig, um sich über grobe Rahmenbedingungen im Klaren zu sein, die für den Schreibprozess der Dissertation gelten werden. Dies könnte etwa ein fester Termin für das definitive Ende der Bearbeitungszeit sein – was schon aus beruflichen Gründen unabdingbar sein kann. Auch könnte eine Präzisierung der gewählten Methodik Teil dieser Rahmenbedingungen sein, denn diese sollte durchaus bereits zu Beginn der Arbeit mit der betreuenden Person grob besprochen worden sein, damit die Betreuerin bzw. der Betreuer nicht zu viel erwartet und eine klare Vorstellung davon hat, die Berücksichtigung welcher Aspekte die Promovendin bzw. der Promovend innerhalb der Arbeit plant und welche Bereiche nicht bearbeitet werden können, um beispielsweise den Umfang der Doktorarbeit zu begrenzen. Diese Absprachen sollten idealerweise schriftlich fixiert werden, um während der langen Bearbeitungszeit der Dissertation die bereits geklärten Fragen nicht wiederholt zu stellen und dem Erinnerungsvermögen sowohl aufseiten der Promovendin bzw. des Promovenden als auch der betreuenden Person auf die Sprünge zu helfen.

Übersicht

Gliederungsempfehlungen Doktorarbeit – alle Tipps und Hinweise

In der nachfolgenden Zusammenfassung werden alle genannten Gliederungsempfehlungen für die Doktorarbeit noch einmal übersichtlich in Kurzform dargestellt:

  • Vorstellungen zur Strukturierung der Gliederung
    (Nachvollziehbarkeit des Aufbaus, Exaktheit der Formulierungen)
  • Angemessenheit von Länge und Komplexität
    (Umfang der Gliederung und inhaltliche Tiefe einer Doktorarbeit entsprechend)
  • Ausgestaltung ja nach zugrunde liegendem Themengebiet
    (Berücksichtigen der Besonderheiten des Fachgebiets in der Gliederung)
  • Vollständigkeit der Gliederung bereits im Entwurfsstadium
    (Beachten essenzieller Bestandteile der Arbeit gleich zu Beginn)
  • Abwägen hinsichtlich des Hinzufügens von Kapiteln und Abschnitten
    (Limitieren der Anzahl der Kapitel und Gliederungsebenen)
  • Formale Korrektheit der Gliederung bereits im Entwurfsstadium
    (Schwerpunkte in separaten Kapiteln, keine alleinstehenden Abschnitte)
  • Bewusstsein über Notwendigkeit von Änderungen
    (Überarbeitungsbedarf der Gliederung über mehrere Jahre)
  • Bedeutsamkeit der Gliederung für Absprachen
    (Gliederung als Möglichkeit der Festlegung und Diskussion von Richtwerten)
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