Den perfekten Zeitplan für die Doktorarbeit aufstellen

Planung für mehrere Jahre.
Unsere Expertin erläutert ihr Vorgehen beim Erstellen eines perfekten Zeitplans.

Redaktion | 11.12.2019 | Lesedauer 7 min

Das Aufstellen eines Zeitplans für die Doktorarbeit ist ein schwieriges Unterfangen. Weil sich das Schreiben einer Doktorarbeit über mehrere Jahre erstreckt, ist eine möglichst realistische, aber auch ambitionierte Zeitplanung ein wichtiger Teil der Selbstorganisation. Es ist wichtig, sich Ziele zu setzen, die anspornen und motivieren. Trotzdem sollten die gesetzten Ziele erreichbar sein, um nicht abschreckend und in diesem Sinne demotivierend zu wirken.

Die Zeitplanung der Dissertation

Einige ausgewählte Beispiele für mögliche Herangehensweisen im Rahmen der persönlichen Zeitplanung sind:

  • Aufstellen verbindlicher Tages- oder Wochenpläne, ggf. mit Zuordnung von Prioritäten zu den einzelnen Aufgaben
  • Strukturierung der Aufgaben jedes Tages nach der ALPEN-Methode
  • Priorisierung von zu erledigenden Aufgaben mit der ABC-Analyse
  • Definieren eines Eisenhower-Portfolios mit Einschätzung der Wichtigkeit und der Dringlichkeit der zu erledigenden Aufgaben
  • Anwendung des Pareto-Prinzips zur Identifikation und Priorisierung der wichtigsten Aufgaben (80-zu-20-Regel)

Die einzelnen Methoden und Techniken können generell zur persönlichen Zeitplanung – nicht nur in Bezug auf die Doktorarbeit – angewendet werden. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte und zu berücksichtigenden Punkte im Hinblick auf die Zeitplanung vor, während und nach dem Schreiben der Dissertation betrachtet, wobei auf einzelne der vorstehend genannten Methoden nicht weiter eingegangen wird.

Ein aufgeschlagenes Buch

Einzuplanende Zeiträume vor dem Schreiben der Doktorarbeit

Die Zeitplanung sollte idealerweise bereits vor Beginn des Schreibens der Doktorarbeit ansetzen. So sind einige Aufgaben bereits vor dem Verfassen der Dissertation wichtig. Für die Wahl des Fachgebiets und der Universität, das Finden einer betreuenden Person, das Verfassen eines Exposés und die Konkretisierung der Forschungsfrage sowie die Antragstellung auf Annahme als Doktorandin bzw. Doktorand sollte ausreichend Zeit eingeplant werden – je nachdem, wie komplex und langwierig diese Aufgaben in der individuell vorliegenden Situation erscheinen.

Hinweis

Wenn sämtliche Voraussetzungen für die Promotion erfüllt sind, etwa ein entsprechend qualifizierendes, abgeschlossenes Studium, so kann die Promovendin bzw. der Promovend im Normalfall die Universität für die Promotion frei auswählen.

So ist es denkbar, dass das Verfassen des Exposés relativ wenig Zeit beansprucht, wenn beispielsweise die Ansprüche vonseiten der betreuenden Person an diese erste Ausformulierung eher gering ausfallen. Im Gegenteil ist es aber auch möglich, dass die Erstellung des Exposés sehr aufwendig ist und etwa mehrere Wochen beansprucht – dies hängt nicht zuletzt von dem definierten Arbeitsthema ab. Zudem sollte bei der Planung berücksichtigt werden, wie lange es voraussichtlich dauern wird, die für die Antragstellung erforderlichen Unterlagen zusammenzutragen bzw. zu erstellen.

Zeitplanung für das Verfassen der Dissertation

Die Bearbeitung der Doktorarbeit nimmt zeitlich gesehen den umfangreichsten Anteil am Promotionsverfahren ein. Oft beansprucht dieser Schritt eine Zeitspanne von mehreren Jahren. Dementsprechend ist es nicht nur erforderlich, sich im Rahmen der Zeitplanung intensiv mit den zu erledigenden Teilaufgaben und den hierfür voraussichtlich benötigen Zeiträumen zu befassen, sondern auch, die definierte Zeitplanung immer wieder zu aktualisieren. Natürlich lassen sich der Fortschritt und Einflüsse aus der Umgebung, die Auswirkungen auf die Zeitplanung für das Promotionsvorhaben haben können, nicht zwei, drei oder mehr Jahre im Voraus exakt planen, sodass im Laufe der Jahre mit (kleineren und ggf. wesentlicheren) Abweichungen von dem eingangs definierten Zeitplan zu rechnen ist.

Mit der Festlegung geplanter Zeiträume für einzelne Teilaufgaben und insgesamt für das Fertigstellen der Doktorarbeit sollte möglichst zu Beginn des Schreibprozesses begonnen werden. So sollte von vornherein ein vorab definiertes Enddatum mit der betreuenden Person abgestimmt werden. Sowohl das fixierte Abschlussdatum als auch die einzelnen terminierten Teilziele müssen mit dem Einverständnis der Betreuerin bzw. des Betreuers terminiert werden. Nennenswerte Änderungen, insbesondere längere Verzögerungen oder bedeutsame inhaltliche Anpassungen an den definierten Meilensteinen, müssen der betreuenden Person mitgeteilt werden.

Hinweis

Wichtig sind fest terminierte und verlässliche Zeitangaben etwa dann, wenn für die Förderung im Rahmen eines Stipendiums ein Nachweis über erbrachte Teilleistungen und erreichte Zwischenziele erbracht werden muss – beispielsweise, um eine Verlängerung des Stipendiums nach einem ersten bewilligten Förderzeitraum zu erhalten. Möglicherweise kann die Arbeit an der Dissertation nur dann in Vollzeit weiterverfolgt werden, wenn dieser weitere Förderzeitraum genehmigt wird. Zudem kann es aus beruflicher Sicht wichtig sein, einen Zeitplan mit einem klar definierten Abgabetermin vorweisen zu können – etwa dann, wenn eine Arbeitsstelle in Aussicht steht oder für eine bestehende berufliche Anstellung bzw. Beförderung der Doktortitel benötigt wird.

Zeitplan für Theorie und Empirie

Berücksichtigt werden sollten in dem Zeitplan in jedem Fall Zeiträume für die Erstellung des Theorieteils, des Methodenteils, für die Auswertung sowie die Ergebnisdarstellung. Dazwischen liegt der eigentliche Eigenanteil, der beispielsweise empirische Erhebungen und/oder Entwicklungsarbeit umfassen kann. Die erforderliche Zeitdauer hängt in diesem Teil besonders stark von dem geplanten Vorgehen ab, das für die Erreichung der in der Doktorarbeit definierten Zielstellung gewählt wird.

Obwohl es wichtig ist, einen Zeitplan für die Doktorarbeit aufzustellen, ist es ebenso wichtig, stets im Hinterkopf zu behalten, dass es vermutlich nicht möglich sein wird, diesen Zeitplan perfekt einzuhalten. Hierfür kann es mehrere Gründe geben, von denen nachfolgend einige typische Problematiken beleuchtet werden.

Als erste Ursache für eine Verzögerung im Zeitplan sind Motivationsprobleme zu nennen. Dass im Laufe der mehrjährigen Bearbeitungszeit solche Probleme auftreten, ist relativ sicher. So können zu jedem Zeitpunkt im Schreibprozess – auch mehrfach – Schreibblockaden auftreten, wie sie auch Autorinnen und Autoren nichtwissenschaftlicher Arbeiten kennen. Anhaltende Motivationstiefs können zu einer Gefährdung des Promotionsvorhabens werden, wenn die Weiterbearbeitung und Fertigstellung der Dissertation immer wieder verschoben werden. Umso wichtiger ist es daher, Motivationstiefs wieder zu beseitigen – und zwar möglichst zeitnah. Ansätze hierfür können u. a. die folgenden Tätigkeiten sein:

  • Austausch mit Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden; hierfür bei Bedarf wiederholte, verbindliche Termine vereinbaren
  • Bearbeitung anderer, ggf. stärker motivierender Teile der Dissertation, d. h. nichtlineares Vorgehen beim Schreiben
  • Verfassen stichpunktartiger Texte und grober Notizen, die später – in einem Motivationshoch – ausformuliert werden
  • Definieren und Einhalten fester Arbeitszeiten, auch wenn – oder gerade weil – dies nicht zwingend erforderlich wäre (wenn etwa extern gearbeitet wird, sodass die Zeit frei eingeteilt werden könnte)
  • Ablenkung durch Tätigkeiten, die den Körper und nicht den Geist fordern, etwa Sport
  • Bewegung an der frischen Luft; bewusst nicht innerhalb des Arbeitsraumes

Ein weiterer möglicher Grund für Abweichungen von dem vorab aufgestellten Zeitplan ist die freie Zeiteinteilung, die insbesondere dann zur Verfügung steht, wenn ein externes Promotionsstudium verfolgt wird. Auch ohne Motivationsprobleme kann es durch die freiere Verfügbarkeit der Zeit dazu kommen, dass gesetzte Ziele und entsprechende Zeiträume nicht eingehalten werden, etwa durch Ablenkungen im privaten oder beruflichen Umfeld oder auch durch Schwierigkeiten mit der vollen Konzentration auf das Verfassen der Dissertation von zu Hause bzw. dem gewohnten Umfeld aus.

Hinweis

Häufig entstehen Motivationsprobleme, wenn beispielsweise bislang nicht bekannte oder nicht berücksichtigte Problembereiche, die für die Forschungsfrage relevant sind, auftauchen – die dann, ggf. nachträglich, recherchiert und in die Arbeit eingebaut werden müssen. Ein weiterer möglicher Grund kann die lange Bearbeitungszeit an sich sein, die auf Dauer den Ehrgeiz schwinden lässt. Oder es kann sich die Frage aufdrängen, ob die Doktorarbeit für die wissenschaftliche Gemeinschaft wirklich interessant ist, die Frage der Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit mit sich bringt.

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Zeitliche Abläufe nach Fertigstellung der Doktorarbeit

Wurde die Dissertation erst einmal fertiggestellt, ist die wichtigste und wesentlichste Aufgabe, die mit dem Promotionsvorhaben einhergeht, geschafft. Vor der Einreichung sollte unbedingt ausreichend Zeit für eine erneute Absprache mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer eingeplant werden – das Einverständnis der betreuenden Person mit der fertigen Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Einreichung der Dissertation an der Universität. Mit der Einreichung gehen dann einige Formalien einher, wie etwa die Antragstellung auf Zulassung zum Promotionsverfahren, die Bereitstellung erforderlicher Unterlagen zur eigenen Person sowie ggf. der schriftliche Vorschlag von Gutachterinnen und Gutachtern für das anstehende Verfahren. Obwohl diese formalen Schritte zu Beginn des Promotionsvorhabens in weiter Ferne zu liegen scheinen, sollte auch für deren Abarbeitung bereits früh eine gewisse Zeit eingeplant werden.

Hinweis

Sofern der Doktortitel zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt wird, etwa um sich für eine bestimmte Arbeitsstelle zu bewerben oder diese behalten zu können (wenn der Doktortitel hierfür Voraussetzung ist), so sollten alle Gutachterinnen und Gutachter beim Einreichen auf den Zeitdruck hingewiesen werden, um eine möglichst rasche Erstellung der Gutachten zu ermöglichen.

Ist die Doktorarbeit eingereicht, werden die zeitlichen Abläufe weniger genau planbar, da externe, nicht beeinflussbare Einflüsse nun eine gewichtigere Rolle spielen. So hängt das weitere Verfahren nun etwa davon ab, wie schnell alle Gutachten zu der Dissertation erstellt werden. Die hierfür von der Hochschule vorgesehenen Fristen können von den Gutachterinnen und Gutachtern überschritten werden, wenn es erforderlich ist, denn oft erhalten sie – selbst in Vollzeit im Hochschulbetrieb eingebunden – keine zusätzliche Zeit, in der sie die Doktorarbeit lesen könnten. Demnach müssen sie die (tendenziell umfangreiche) Lektüre und das Verfassen des Gutachtens neben ihrer regulären Arbeitstätigkeit bewältigen. Aufseiten der Promovendin bzw. des Promovenden entsteht somit Leerlauf. Es sollte versucht werden, diese Zeitspanne im Zeitplan zu berücksichtigen und sie mit möglichst sinnvollen Tätigkeiten zu füllen – Beispiele hierfür, die sich direkt auf die nachfolgenden Schritte im Promotionsverfahren beziehen, sind etwa:

  • Die Verteidigung der Dissertation – das sogenannte Kolloquium – kann vorbereitet werden. Wenn dies erforderlich ist oder an der Universität bzw. Fakultät üblich ist, können Thesen formuliert werden, die im Rahmen des Kolloquiums thematisiert werden.
  • Sofern mündliche Prüfungen – im Rahmen eines sogenannten Rigorosums – absolviert werden müssen, sollte die Wartezeit auf die Gutachten für die Vorbereitung auf diese Prüfungen genutzt werden. Hier geht es etwa darum, sich einen sinnvollen Lernplan anzulegen.
Ghostwriterin macht Notizen in einem Buch

Aufstellen eines Zeitplans für die Doktorarbeit – die wichtigsten Schritte:

  • Realistische Zielsetzung im Zeitplan
    Termine und Fristen sollten erreichbar, aber auch ein Ansporn sein
  • Berücksichtigung der einleitenden Formalien
    z. B. Verfassen eines Exposés, Antrag auf Annahme als Doktorandin bzw. Doktorand
  • Definition, Aktualisierung und Anpassung der Planung über mehrere Jahre
    Berücksichtigung von unvorhergesehenem Änderungsbedarf, Motivationstiefs etc.
  • Einbauen von Abgabe und den folgenden Prüfungen in den Zeitplan
    Einplanen von Zeiten für Einreichung, Begutachtung, Prüfungen und Verteidigung
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